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Kann man dank einer Augeninnendruckmessung sein Risiko reduzieren, ein Glaukom (grüner Star) zu bekommen und zu erblinden?
Arztgruppe | Arbeitsmedizin |
---|---|
Bereich | Augen |
Anlass | Vorsorge und Früherkennung von grünem Star (Glaukom) |
Verfahren | Messung am Auge |
Kosten | Inkl. Beratung zwischen 10 und 22 Euro |
GKV-Leistung | Bei Risikofaktoren oder Verdacht auf ein Glaukom: Augeninnendruckmessung (Tonometrie), Augenhintergrunduntersuchung (Ophthalmoskopie), Gesichtsfeldbestimmung (Perimetrie) |
Wir bewerten die Augeninnendruckmessung zur Vorsorge und Früherkennung eines Glaukoms als „tendenziell negativ“.
Ein erhöhter Augeninnendruck kann auf ein Glaukom (grüner Star) hinweisen, das sich erst noch entwickeln wird oder das bereits vorhanden ist. Gefährlich ist ein Glaukom, weil es im Extremfall zur Erblindung führen kann. Erkennen und Senken des erhöhten Augeninnendrucks soll ein Glaukom verhindern oder in seiner weiteren Entwicklung hemmen. Bei einem konkreten Glaukomverdacht zahlt die gesetzliche Krankenversicherung Untersuchungen wie die Messung des Augeninnendrucks. Als Vorsorge- oder Früherkennungsmaßnahme ist sie immer eine IGeL.
Die Ergebnisse der Studie n zeigen, dass die Augeninnendruckmessung ein Glaukom nicht zuverlässig vorhersagen oder diagnostizieren kann. Wenn Studien etwas über Schäden aussagen, dann erwähnen sie übereinstimmend leichte Nebenwirkung en der Untersuchung selbst. Außerdem gehen wir bei Früherkennungsuntersuchungen grundsätzlich davon aus, dass sie falsche Befunde und unnötige Untersuchungen und Behandlungen mit sich bringen können, was die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen würde.
Erstellt am:
23.01.2012
Letzte Aktualisierung:
Bild: jyleken Fotolia
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/augeninnendruckmessung-zur-glaukom-frueherkennung.html
Arztgruppe | Arbeitsmedizin |
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Bereich | Augen |
Anlass | Vorsorge und Früherkennung von grünem Star (Glaukom) |
Verfahren | Messung am Auge |
Kosten | Inkl. Beratung zwischen 10 und 22 Euro |
GKV-Leistung | Bei Risikofaktoren oder Verdacht auf ein Glaukom: Augeninnendruckmessung (Tonometrie), Augenhintergrunduntersuchung (Ophthalmoskopie), Gesichtsfeldbestimmung (Perimetrie) |
Die Augeninnendruckmessung dient sowohl der Vorsorge als auch der Früherkennung: Ein erhöhter Augeninnendruck soll das Entstehen eines Glaukoms (grüner Star) vorhersagen wie auch auf ein bereits bestehendes Glaukom hinweisen. Ein Glaukom ist deshalb so gefürchtet, weil es zur Erblindung führen kann. Mit Vorsorge und Früherkennung und der sich anschließenden Therapie soll letztlich eine Erblindung verhindert werden. Wenn ein Verdacht auf ein Glaukom besteht, hat ein Versicherter Anspruch auf Untersuchungen, zu denen dann auch die Messung des Augeninnendrucks gehört. Zur Glaukom-Früherkennung ist die Messung dagegen eine IGeL. Sie kostet mit Beratung zwischen 10 und 22 Euro.
Das Glaukom gehört zu einer Gruppe von Erkrankungen, die den Sehnerv schädigen. Bei manchen Glaukompatienten engt sich der Sehbereich über die Jahre immer weiter ein, bis er bei einigen schließlich ganz verschwindet und die Patienten folglich erblinden. Für das Jahr 2020 rechnet man in Deutschland mit 1900 neuen Erblindungen aufgrund eines Glaukoms.
Die Augenfachärzte in Deutschland haben zum Thema Glaukom-Früherkennung eine Leitlinie verfasst, der zufolge ein Glaukom behandelt werden soll, wenn zwei von drei Bedingungen erfüllt sind: ein erhöhter Augeninnendruck, sichtbare Schäden am Sehnerven sowie messbare Einschränkungen des Gesichtsfeldes. Behandelt wird mit Medikamenten, Laser und chirurgischen Verfahren.
Ein Glaukom macht sich erst bemerkbar, wenn man an den Rändern des Sehfeldes nicht mehr gut sieht. Man spricht auch von einer Einschränkung des "Gesichtsfelds". Dann ist der Sehnerv jedoch bereits schwer geschädigt. Um Risikofaktoren und Frühstadien der Krankheit zu erkennen, werden insgesamt rund zehn Verfahren diskutiert und erprobt. Eine einfache Methode ist die Messung des Augeninnendrucks, fachsprachlich Tonometrie.
Erhöhter Augeninnendruck und Glaukom haben jedoch weniger miteinander zu tun als man noch vor wenigen Jahren annahm: So haben ein bis zwei von vier Glaukomen-Patienten keinen erhöhten Augeninnendruck. Und umgekehrt bekommen die meisten Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck später kein Glaukom. Ein erhöhter Augeninnendruck kann also entweder ein Risikofaktor sein oder ein Krankheitssymptom – ein Risikofaktor, wenn noch kein Glaukom erkennbar ist, ein Krankheitssymptom, wenn auch andere Indizien auf ein Glaukom hindeuten.
Der G-BA hat 2005 das Glaukom-Screening geprüft und festgestellt, dass die verfügbaren wissenschaftlichen Daten nicht ausreichen, um eines der Verfahren in den GKV -Leistungskatalog aufzunehmen.
Laut Berufsverband der Augenärzte wird die alleinige Messung des Augeninnendrucks zur Glaukom-Früherkennung in der Augenheilkunde seit gut 20 Jahren als „Kunstfehler“ angesehen. Der Berufsverband hält bei der Glaukom-Früherkennung eine Untersuchung des Sehnerven zusätzlich zur Augeninnendruckmessung für unbedingt erforderlich.
Die USPSTF hält die Datenlage für ungenügend, um sich für oder gegen ein Screening auszusprechen.
Die Augeninnendruckmessung soll entweder ein erhöhtes Glaukomrisiko oder ein frühes Glaukom entdecken helfen. Der Augeninnendruck an sich kann mit dem Verfahren zuverlässig bestimmt werden, wobei bedacht werden muss, dass der Druck im Tagesverlauf erheblich schwanken kann.
Die Messung des Augeninnendrucks wäre nützlich, wenn dank ihres Einsatzes – und einer sich eventuell anschließenden Therapie – weniger Glaukome entstehen oder sich weiter entwickeln und dadurch weniger Menschen erblinden.
Unserer Recherche zufolge haben bislang keine aussagekräftigen Studien diesen möglichen Nutzen untersucht. Wir fanden jedoch vier Übersichtsarbeiten, die Studien zu Teilaspekten auswerten. Die Studien untersuchen zum Beispiel die Frage, wie gut sich frühe Glaukomstadien, die noch keine Beschwerden verursachen, mit der Augeninnendruckmessung auffinden lassen. Dabei zeigt sich, dass die diagnostische Aussagekraft des Tests mehrfach eingeschränkt ist: weil der Druck, wie bereits erwähnt, im Tagesverlauf erheblich schwanken kann, weil bei vielen Glaukomen der Druck nicht erhöht ist und weil ein erhöhter Druck in den meisten Fällen nicht auf ein bestehendes oder zukünftiges Glaukom hinweist. So zeigt eine Studie, dass sich bei Menschen mit einem erhöhten Augeninnendruck, aber ohne weitere Anzeichen innerhalb von 6 Jahren bei 11 Prozent ein Glaukom entwickelt. Ein auffälliger Wert weist demnach ebenso wenig zuverlässig auf eine tatsächliche Gefahr hin wie sie ein unauffälliger Wert ausschließt. Diese wenigen Daten reichen unserer Ansicht nach nicht aus, um Aussagen über den eigentlichen Nutzen einer Augeninnendruckmessung zuzulassen.
Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen der Augeninnendruckmessung zur Vorsorge- oder Früherkennung eines Glaukoms.
Die Augeninnendruckmessung wäre dann schädlich, wenn die Messung selbst oder sich daraus ergebende Maßnahmen die Lebensqualität beeinträchtigen oder eine Gesundheitsgefahr darstellen würden.
Die Messung bei direktem Kontakt mit dem Auge kann unangenehm sein und zu Reizungen und Infektionen führen.
Bei einem Test zur Vorsorge und Früherkennung können wir grundsätzlich Schäden durch falsch-positive und falsch-negative Befunde sowie durch Überdiagnose n nicht ausschließen. So müssen Patienten damit rechnen, unnötig untersucht und behandelt zu werden, oder trotz unauffälligem Testergebnis ein Glaukom zu bekommen, was in jedem Fall ihre Lebensqualität beeinträchtigen würde.
Da die Studien keine verlässlichen Aussagen über die Häufigkeit möglicher Schäden zulassen, sehen wir insgesamt keine Belege , sondern nur Hinweise auf einen geringen Schaden .
Wir bewerten die Augeninnendruckmessung zur Vorsorge und Früherkennung des Glaukoms als „tendenziell negativ“.
Die von uns gefundenen Studien lassen keine definitive Aussage zum Nutzen zu, da bislang nicht untersucht wurde, inwieweit eine Augeninnendruckmessung zur Glaukomvorsorge oder -früherkennung tatsächlich den in Aussicht gestellten Nutzen, Erblindungen zu verhindern, hat. Wir sehen daher keine Hinweise auf einen Nutzen. Daneben sehen wir Hinweise auf einen geringen Schaden, da Schäden etwa durch unnötige Behandlungen nicht ausgeschlossen werden können.
Erstellt am:
23.01.2012
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23.01.2012
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positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL deutlich schwerer als ihr Schaden
tendenziell positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL geringfügig schwerer als ihr Schaden
unklar: Unserer Ansicht nach sind Nutzen und Schaden der IGeL ausgewogen, oder wir finden keine ausreichenden Daten, um Nutzen und Schaden zu beurteilen
tendenziell negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL geringfügig schwerer als ihr Nutzen
negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL deutlich schwerer als ihr Nutzen