Der Hörsturz gibt Rätsel auf, seine Behandlung auch

PRESSEMITTEILUNG DES MDS Essen, 7. März 2012

Eine neue Bewertung des IGeL-Monitors widmet sich der „Hyperbaren Sauerstofftherapie“ zur Hörsturz-Behandlung. Da ein Nutzen nachweis nicht erkennbar ist, aber leichte Schäden auftreten können, fällt das Fazit insgesamt „tendenziell negativ“ aus.

Jedes Jahr bekommen rund drei von tausend Menschen in Deutschland einen Hörsturz: Plötzlich hören sie auf einem Ohr schlecht, manchen wird dabei schwindelig, andere hören ein Pfeifen oder verspüren ein Druckgefühl. Warum sie ihn bekommen und was dabei eigentlich passiert, ist weitgehend unklar. Entsprechend tappt die Medizin auch bei der Behandlung im Dunklen. Bei den meisten Betroffenen verschwindet der Hörsturz von alleine wieder.

Der IGeL-Markt bietet als Therapie-Option die so genannte Hyperbare Sauerstofftherapie an. Da die normale Luft nur zu 21 Prozent aus Sauerstoff besteht, und wir ohne Sauerstoff schon nach wenigen Minuten sterben, liegt der Umkehrschluss nahe, dass reiner Sauerstoff, der noch dazu mit Überdruck in die Lungen gepresst wird, eine Vielzahl von Leiden heilen könnte. Diese Annahme wurde bereits mehrere Male von dem Gremium beraten, in dem Ärztinnen und Ärzte mit Vertreterinnen und Vertretern der Kasse darüber entscheiden, ob eine Leistung von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden muss. Die Entscheidung fiel für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte aufgrund der wissenschaftlichen Faktenlage negativ aus. Und so müssen Betroffene, die eine Behandlung mit der Hyperbaren Sauerstofftherapie wünschen, die 10 bis 15 Sitzungen zu jeweils in der Regel 200 bis 250 Euro selbst bezahlen.

Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IGeL-Monitors können nach Auswertung der gefundenen Studien nicht erkennen, dass es belastbare Hinweise auf einen Nutzen der Therapie beim Hörsturz gibt. Dagegen erkennen sie mögliche Schäden: So sollte vor der Behandlung die Lunge geröntgt werden, was eine geringe Strahlenbelastung mit sich bringt. Auch berichten einzelne Patientinnen und Patienten von unangenehmen Begleiterscheinungen. Beim Abwägen von Nutzen und Schaden kommt der IGeL-Monitor somit zu der Bewertung „tendenziell negativ“.

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte wissenschaftlich fundierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „Hyperbare Sauerstofftherapie beim Hörsturz“ ist die insgesamt 25. Leistung, die im IGeL-Monitor besprochen, und die 21. Leistung, die auch bewertet wird.

Pressekontakt:

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr
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