Ärger mit IGeL? Ein neues Portal sammelt Beschwerden

Essen, 8. September 2014

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat ein neues Internetportal gestartet: igel-aerger.de. Wer sich über allzu kaufmännisches Gebaren von Ärztinnen und Ärzten beschweren will, findet dort Gehör.

Umfragen zeigen ein ums andere mal, dass viele Ärztinnen und Ärzte sich beim Anbieten von individuellen Gesundheitsleistungen nicht an die Spielregeln halten, die sie selbst aufgestellt haben: So kommt es vor, dass Patientinnen und Patienten in der Praxis unter Druck gesetzt und nicht ausreichend über Nutzen und Schaden der Leistungen aufgeklärt werden. Häufig wird auch der schriftliche Vertrag über die IGeL vergessen. Solches Fehlverhalten schürt Ärger bei den Betroffenen.

Ein Ventil für deren Frust bietet nun das Internetportal „igel-aerger.de“, das von der Verbraucherzentrale NRW in Kooperation mit den Verbraucherzentralen Berlin und Rheinland-Pfalz konzipiert und betreut wird. Finanziert wird das Portal vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Die „Missstände rund um ärztliche Praxen und Kliniken aufzudecken und abzustellen“, so benennt die Verbraucherzentrale NRW die Ziele des Portals. „Abstellen“ heißt: Die Beschwerden sollen auch dazu genutzt werden, Ärztinnen und Ärzte abzumahnen, die negativ auffallen.

Nutzerinnen und Nutzer können auf igel-aerger.de anonym oder namentlich ein knappes Formular ausfüllen, in dem sie vorgegebene Antworten zu folgenden Fragen anklicken:

  • Ich fühlte mich zur Inanspruchnahme der Leistung gedrängt, durch ...
  • Ich fühlte mich verunsichert, weil
  • Ich wurde nicht ausreichend informiert über die …
  • Ich habe keine schriftlichen Unterlagen erhalten.

In einer Textbox kann das unerfreuliche Erlebnis zusätzlich mit eigenen Worten geschildert werden. Diese Schilderungen veröffentlicht das Portal auf der „Beschwerde-Pinnwand“.

„Eine gute Idee und eine gelungene Ergänzung zum IGeL-Monitor“, findet Dr. Monika Lelgemann, Leiterin des IGeL-Monitors, die neue Initiative. „Wir liefern die fachliche Bewertungen der IGeL, die Verbraucherzentrale schaut kritisch auf die formale Abwicklung in den Praxen und Kliniken.“

Vielleicht trägt das neue Portal auch dazu bei, dass die Ärztekammern ihre bisherige Abwehrhaltung gegenüber der Kritik am kaufmännischen Verhalten vieler Ärztinnen und Ärzte aufgeben. Bislang ziehen sich die Kammern auf den Standpunkt zurück, dass es kaum Fehlverhalten der Ärzteschaft in den Praxen gäbe, weil sich nur sehr wenige Behandelte bei den Ärztekammern beschweren würden. „Zu wünschen wäre“, so Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS , „dass die Ärztekammern die Erfahrungsberichte des neuen Portals ernst nehmen. Sie sollten endlich das Ausmaß der Probleme am IGeL-Markt akzeptieren und aktiv werden.“

Zum Internetportal IGeL-Ärger der Verbraucherzentrale

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte wissenschaftlich fundierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Pressekontakt:

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr,
Tel.: 01577 6811061
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