Tipps
Unsere Tipps für den Umgang mit IGeL-Angeboten.
weiterlesen
Lassen sich mithilfe der Biofeedback-Therapie unbewusste Körpervorgänge wahrnehmen und Migräneanfälle positiv beeinflussen?
Fachgebiete | Allgemeinmedizin , Psychiatrie und Psychotherapie , Neurologie |
---|---|
Bereich | Kopf und Gehirn |
Anlass | Migräne |
Verfahren | Verhaltenstraining |
Kosten | Pro Sitzung zwischen 9 und 20 Euro |
GKV-Leistung | Vorwiegend Medikamente, in besonderen Fällen auch psychotherapeutische Verfahren bei Migräne |
Die Biofeedback-Therapie gegen Migräne bewerten wir als „unklar“.
Biofeedback-Therapie ist eine Entspannungs-Technik, die es Patienten ermöglicht, unbewusste Körpervorgänge wahrnehmen zu können. Dadurch kann man beispielsweise lernen, seinen Körper so zu steuern, dass Blutgefäße enger werden. Damit sollen sich Migräne und andere Schmerzen vermindern lassen. Die Behandlung der Migräne mit Medikamenten und anderen Methoden wird von den Krankenkassen bezahlt. Biofeedback-Therapie ist grundsätzlich eine IGeL.
Studien finden zwar einen Nutzen , wenn die Patienten in der Kontrollgruppe gar nicht behandelt werden, doch werden die Patienten in der Kontrollgruppe zum Schein behandelt, zeigt sich die Biofeedback-Therapie nicht überlegen. Ihr scheinbarer Nutzen geht also nicht auf die spezifische Maßnahme zurück. Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen. Schäden werden in den Arbeiten nicht erwähnt und sind auch nicht plausibel, weshalb wir auch keine Hinweise auf einen Schaden erkennen.
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: Kurhan/Fotolia
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/biofeedback-therapie-bei-migraene.html
Fachgebiete | Allgemeinmedizin , Psychiatrie und Psychotherapie , Neurologie |
---|---|
Bereich | Kopf und Gehirn |
Anlass | Migräne |
Verfahren | Verhaltenstraining |
Kosten | Pro Sitzung zwischen 9 und 20 Euro |
GKV-Leistung | Vorwiegend Medikamente, in besonderen Fällen auch psychotherapeutische Verfahren bei Migräne |
Biofeedback ist eine Verhaltenstherapie, die sowohl in der Schul- als auch in der Alternativmedizin eingesetzt wird, unter anderem gegen Migräne. Die Biofeedback-Therapie ist grundsätzlich keine GKV -Leistung. Als IGeL kostet sie pro Sitzung in der Regel zwischen 9 und 20 Euro.
Migräne ist weit verbreitet. Die Ursachen der Migräne sind unbekannt. Während der meist mehrere Stunden dauernden Migräneanfälle leidet der Patient unter heftigen, pochenden Kopfschmerzen, die oft nur auf einer Seite auftreten. Während eines Migräneanfalls kann der Patient besonders licht- und lärmempfindlich sein sowie Übelkeit verspüren. Wenn er sich bewegt, werden die Schmerzen schlimmer. Deshalb kann es ihm helfen, in einem kühlen, dunklen Zimmer zu liegen.
Ein Schmerztagebuch soll helfen, Auslöser der Migräne zu entdecken und zu vermeiden. Zur Behandlung und Vorbeugung der Schmerzen werden sehr häufig Medikamente eingesetzt. Darüber hinaus kommen auch Entspannungstechniken zum Einsatz. Dazu zählen zum Beispiel die progressive Muskelrelaxation und das autogene Training sowie Biofeedback-Verfahren. Als einzelne Methoden werden diese nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Sie können aber durchaus als Komponenten im Rahmen einer Verhaltenstherapie zum Einsatz kommen.
Mit Biofeedback bezeichnet man eine Vielzahl von Methoden, bei der mehr oder weniger unbewusste Körpervorgänge mit Hilfe technischer Geräte so umgewandelt werden, dass man sie wahrnehmen kann: So werden beispielsweise das Ein- und Ausatmen in Licht- und Geräuschsignale umgesetzt. Der Patient soll dabei in mehreren Trainingssitzungen lernen, die Körpervorgänge bewusst zu steuern.
Gegen Migräne kommen mehrere Varianten des Biofeedback zum Einsatz: beispielsweise das Hauttemperatur-Biofeedback, das Neurofeedback, das respiratorische Biofeedback, bei dem die Atemhäufigkeit gemessen wird, das Myofeedback mit einer Messung der Muskelanspannung und das Vasokonstriktionstraining, bei dem der Blutfluss an der Schläfenarterie gemessen wird mit dem Ziel, absichtlich die Blutgefäße zu verengen.
Es gibt keine evidenzbasierte Leitlinie einer deutschen Fachgesellschaft , die die Biofeedback-Therapie gegen Migräne empfiehlt.
Biofeedback-Verfahren sollen wirken, indem sie dem Patienten eigentlich unbewusste Körpervorgänge bewusst machen und indem er diese Vorgänge anschließend willentlich steuern kann.
Die Biofeedback-Therapie bei Migräne hätte einen Nutzen , wenn durch die willentliche Beeinflussung von Körpervorgängen Schmerzattacken seltener auftreten oder weniger stark ausfallen würden.
Den gefundenen Studien zufolge ist es besser, Migräne mit Biofeedback zu behandeln als nichts zu tun („ Wartelisten-Kontrolle “). Mit dieser Versuchsanordnung kann man jedoch nicht ausschließen, dass die beobachtete Überlegenheit von Biofeedback möglicherweise alleine auf dem sogenannten Placebo-Effekt beruht. Wenn Biofeedback in den gefundenen Studien gegen eine Scheinbehandlung getestet wird, ist die Behandlung nicht überlegen. Es gibt also keine Hinweise auf einen Nutzen , der spezifisch auf dem Prinzip des Biofeedback-Verfahrens beruht.
Die Biofeedback-Therapie bei Migräne wäre dann schädlich, wenn sie Nebenwirkungen hätte und die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen würde.
Wir fanden in der Literatur keine Hinweise auf mögliche Schäden durch die Biofeedback-Therapie. Wir gehen auch nicht davon aus, dass bei der Biofeedback-Therapie direkte Schäden zu erwarten sind. Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Schaden.
Eine Biofeedback-Therapie ist jedoch besonders aufwendig, da meist 10 Trainingssitzungen benötigt werden, bis Veränderungen beobachtet werden können. Diese Zeit geht dann für Sport und andere Maßnahmen, die die Lebensqualität und Allgemeinfitness verbessern könnten, verloren.
Wir bewerten die Biofeedback-Therapie bei Migräne als „unklar“: Vergleicht man die Biofeedback-Therapie mit einer Scheinbehandlung, zeigt sich in den von uns gefundenen Studien keine Überlegenheit des Verfahrens. Insgesamt finden wir also keine belastbaren Hinweise auf einen Nutzen . Auch auf mögliche Schäden gibt es keine Hinweise.
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: Kurhan/Fotolia
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/biofeedback-therapie-bei-migraene.html
Download: Merkblatt herunterladen
197
KB | PDF-Dokument
Hinweis: Diese PDF ist nicht barrierefrei
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: Kurhan/Fotolia
Erklärung der Bewertung: positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL deutlich schwerer als ihr Schaden
Erklärung der Bewertung: tendenziell positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL geringfügig schwerer als ihr Schaden
Erklärung der Bewertung: unklar: Unserer Ansicht nach sind Nutzen und Schaden der IGeL ausgewogen, oder wir finden keine ausreichenden Daten, um Nutzen und Schaden zu beurteilen
Erklärung der Bewertung: tendenziell negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL geringfügig schwerer als ihr Nutzen
Erklärung der Bewertung: negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL deutlich schwerer als ihr Nutzen
Erklärung der Bewertung:
Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite notwendige Cookies gesetzt. Mit Ihrer Zustimmung zu Statistik-Cookies helfen Sie uns, die Nutzung dieser Webseite zu analysieren und unser Angebot laufend zu verbessern. Dafür setzen wir Matomo ein, dass die erfassten Daten automatisch anonymisiert. Erfahren Sie mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
„GKV“ steht für die Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Gehalt eine bestimmte Obergrenze nicht überschreitet, müssen sich in ihr versichern
"Der „Ergebnisbericht“ findet sich ausschließlich in älteren Bewertungen.
Er dokumentiert unsere Recherche zu Wirksamkeit
beziehungsweise Treffsicherheit sowie zu Nutzen und Schaden einer IGeL.
In jüngeren Bewertungen sind Evidenzsynthese und Ergebnisbericht durch Evidenz kompakt und Evidenz ausführlich ersetzt.
"Der Begriff „Evidenz“ im Kontext der evidenzbasierten Medizin leitet
sich vom englischen Wort „evidence“ (Nachweis, Beweis) ab und bezieht
sich auf die Informationen aus klinischen Studien, die einen Sachverhalt
erhärten oder widerlegen.
"In älteren Bewerwertungen war die „Evidenzsynthese“ eine Zusammenfassung des Ergebnisberichts.
In jüngeren Bewertungen sind Evidenzsynthese und Ergebnisbericht durch Evidenz kompakt und Evidenz ausführlich ersetzt.
"Ärztinnen und Ärzte sind je nach Spezialisierung in „Fachgesellschaften“ organisiert. Anders als die Verbände oder Genossenschaften, die die Interessen der Ärztinnen und Ärzte vertreten, bemühen sich die Fachgesellschaften um das bestmögliche und aktuellste medizinische Wissen und geben es auf Tagungen oder in Leitlinien an Kolleginnen und Kollegen der jeweiligen Fachrichtung sowie an Patientinnen und Patienten weiter. Übergeordnete Einrichtungen sind etwa die AWMF.
"„GKV“ steht für die Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Gehalt eine bestimmte Obergrenze nicht überschreitet, müssen sich in ihr versichern
"Der „GKV-Spitzenverband“ ist die zentrale Interessenvertretung der
gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland.
"Der „GKV-Spitzenverband“ ist die zentrale Interessenvertretung der
gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland.
"Eine „Kontrollgruppe“ ist ein Bestandteil hochwertiger wissenschaftlicher (klinischer) Studien. Hier werden zwei Gruppen von Patientinnen und Patienten miteinander verglichen: Eine
Gruppe wird mit dem Verfahren, dessen Effekt ermittelt werden soll,
behandelt oder untersucht, die andere dient als Kontrollgruppe. Die
Kontrollgruppe bekommt meist ein sogenanntes Placebo, also eine
Scheinbehandlung.
"Eine „Leitlinie“ ist eine unverbindliche Handlungsanweisung für Ärztinnen und Ärzte, zum Teil auch für Patientinnen und Patienten. Man unterscheidet je nach wissenschaftlichem Aufwand S1-, S2- und S3-Leitlinien. Das Erstellen von Leitlinien wird von den medizinischen Fachgesellschaften organisiert.
"MDS ist die Abkürzung für Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.. Der MDS ist die Vorgängerorganisation des Medizinischen Dienstes Bund. Er hat den IGeL-Monitor 2012 ins Leben gerufen und bis Januar 2022 betrieben.
"Eine „Nebenwirkung“ ist laut Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) „ein unerwünschtes Ereignis, bei dem ein
Zusammenhang zwischen der aufgetretenen Nebenwirkung und einem oder
mehreren angewendeten Arzneimittel/n von einer oder einem Angehörigen eines
Gesundheitsberufes vermutet wird, Anhaltspunkte, Hinweise oder Argumente
vorliegen, die eine Beteiligung des/der Arzneimittel für das Auftreten
der Nebenwirkung plausibel erscheinen lassen oder zumindest eine
Beteiligung der/des angewendeten Arzneimittel/s daran angenommen wird.“
"Eine „Nebenwirkung“ ist laut Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) „ein unerwünschtes Ereignis, bei dem ein
Zusammenhang zwischen der aufgetretenen Nebenwirkung und einem oder
mehreren angewendeten Arzneimittel/n von einer oder einem Angehörigen eines
Gesundheitsberufes vermutet wird, Anhaltspunkte, Hinweise oder Argumente
vorliegen, die eine Beteiligung des/der Arzneimittel für das Auftreten
der Nebenwirkung plausibel erscheinen lassen oder zumindest eine
Beteiligung der/des angewendeten Arzneimittel/s daran angenommen wird.“
"Mit „Nutzen“ ist gemeint, ob und wie sehr ein Test oder eine
Behandlungsmethode Patientinnen und Patienten nützt, indem etwa ihre Lebensqualität erhöht oder ihr Leben verlängert wird. Wir unterscheiden
„geringen“ und „erheblichen“ Nutzen, wobei sowohl Größe als auch
Häufigkeit des Nutzens berücksichtigt werden.
"Als „Placebo-Effekt“ bezeichnet man Nutzen und Schaden einer Behandlung, die unabhängig von der spezifischen Wirkung auftritt. Ein Placebo-Effekt zeigt also den Nutzen und Schaden einer Behandlung im Vergleich zum natürlichen Krankheitsverlauf ganz ohne Behandlung. Die Wissenschaft geht davon aus, dass jede Behandlung auch eine Placebo-Wirkung hat.
"Mit „Schaden“ ist gemeint, ob und wie sehr eine Untersuchung oder eine Behandlung Patientinnen und Patienten schadet, indem etwa ihre Lebensqualität verringert oder ihr Leben verkürzt wird. Wir unterscheiden „geringen“ und „erheblichen“ Schaden, wobei dabei sowohl Größe als auch Häufigkeit des Schadens berücksichtigt werden. Bei Vorsorge-, Früherkennungsuntersuchungen und invasiven Behandlungen gehen wir auch ohne Studien grundsätzlich von „Hinweisen auf einen geringen Schaden“ aus.
"Mit „Schaden“ ist gemeint, ob und wie sehr eine Untersuchung oder eine Behandlung Patientinnen und Patienten schadet, indem etwa ihre Lebensqualität verringert oder ihr Leben verkürzt wird. Wir unterscheiden „geringen“ und „erheblichen“ Schaden, wobei dabei sowohl Größe als auch Häufigkeit des Schadens berücksichtigt werden. Bei Vorsorge-, Früherkennungsuntersuchungen und invasiven Behandlungen gehen wir auch ohne Studien grundsätzlich von „Hinweisen auf einen geringen Schaden“ aus.
"Eine „Studie“ ist eine wissenschaftliche Untersuchung. Eine klinische Studie testet die Wirksamkeit von medizinischen Verfahren oder Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Studien durchlaufen verschiedene Phasen und und kommen in unterschiedlichen Qualitätsstufen vor. Die höchste Qualität und damit Aussagekraft wird einer Studie zugesprochen, bei der die Studienteilnehmenden zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden, von denen die eine mit dem Verfahren untersucht oder behandelt wird und die andere als Kontrolle dient. Diese Studien nennt man „randomisierte kontrollierte Studien„ oder kurz RCT.
"Eine „Studie“ ist eine wissenschaftliche Untersuchung. Eine klinische Studie testet die Wirksamkeit von medizinischen Verfahren oder Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Studien durchlaufen verschiedene Phasen und und kommen in unterschiedlichen Qualitätsstufen vor. Die höchste Qualität und damit Aussagekraft wird einer Studie zugesprochen, bei der die Studienteilnehmenden zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden, von denen die eine mit dem Verfahren untersucht oder behandelt wird und die andere als Kontrolle dient. Diese Studien nennt man „randomisierte kontrollierte Studien„ oder kurz RCT.
"Eine „Übersichtsarbeit“ wird auch als „Review“ bezeichnet. Unterschieden werden unsystematische Reviews, die mehrere Originalartikel meist über klinische Studien zitieren, und systematische Reviews, die transparent darlegen, wie sie Artikel gesucht haben und wie sie die einzelnen Artikel bewerten. Systematische Reviews können sehr hilfreich sein, weil sie den bestmöglichen Überblick über die Studienlage geben.
"Die „Wartelisten-Kontrolle“ ist eine Kontrollgruppe in hochwertigen wissenschaftlichen Studien, die nicht mit Placebo, sondern gar nicht behandelt wird. Somit lässt sich bei der Wartelisten-Kontrolle der natürliche Krankheitsverlauf dokumentieren.
"