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Unsere Tipps für den Umgang mit IGeL-Angeboten.
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Kann Kunsttherapie bei Krebserkrankungen für Betroffene und deren Angehörigen helfen, mit der belastenden Situation besser zurechtzukommen?
Arztgruppe | Psychiatrie und Psychotherapie |
---|---|
Bereich | Psyche |
Anlass | Seelische Belastung durch eine Krebserkrankung |
Verfahren | Künstlerisches Gestalten |
Kosten | Einzelbehandlung: pro Sitzung zwischen 40 und 93 Euro; Gruppenbehandlung: pro Sitzung zwischen 20 und 46 Euro |
GKV-Leistung | Diverse Maßnahmen der Arzneimittel- und Psychotherapie |
Wir bewerten die Kunsttherapie bei Krebserkrankungen für Betroffene und deren Angehörige als „unklar“.
Eine Kunsttherapie soll über das Arbeiten mit Farben und Formen Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen sowie ihren Angehörigen helfen, mit der belastenden Krebsbehandlung sowie der belastenden Gesamtsituation besser zurechtzukommen. Die Kunsttherapie gehört nicht zum Pflichtkatalog der gesetzlichen Krankenkassen, sondern ist immer eine IGeL. Einzelne Elemente der Kunsttherapie können jedoch Bestandteil der Ergotherapie oder medizinischen Rehabilitation sein, die GKV -Leistung sind.
Die insgesamt schwache Studie nlage lässt weder Hinweise auf einen Nutzen noch auf einen Schaden erkennen.
Erstellt am:
16.01.2012
Letzte Aktualisierung:
12.05.2015
Bild: terrasprite/Thinkstock
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/kunsttherapie-bei-krebserkrankungen-fuer-betroffene-und-deren-angehoerige.html
Arztgruppe | Psychiatrie und Psychotherapie |
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Bereich | Psyche |
Anlass | Seelische Belastung durch eine Krebserkrankung |
Verfahren | Künstlerisches Gestalten |
Kosten | Einzelbehandlung: pro Sitzung zwischen 40 und 93 Euro; Gruppenbehandlung: pro Sitzung zwischen 20 und 46 Euro |
GKV-Leistung | Diverse Maßnahmen der Arzneimittel- und Psychotherapie |
Die Diagnose Krebs sowie die sich anschließende Therapie bedeutet für Patienten und deren Angehörige einen gravierenden Lebenseinschnitt, der vielfältige Belastungen mit sich bringt. Durch das Gestalten mit Farben und Formen will die Kunsttherapie diese Belastungen vermindern. Die Kunsttherapie gehört nicht zum Pflichtkatalog der gesetzlichen Krankenkassen, ist also immer eine IGeL. Jedoch können bestimmte handwerkliche oder gestalterische Methoden Bestandteil der Ergotherapie oder der medizinischen Rehabilitation sein, die im GKV-Leistungskatalog enthalten sind. Eine Einzelbehandlung kostet pro Sitzung in der Regel zwischen 40 und 93 Euro und eine Gruppenbehandlung zwischen 20 und 46 Euro.
Kaum eine Krankheit wird so sehr gefürchtet wie Krebs. Die Diagnose kann jeden treffen und kommt oft „aus heiterem Himmel“. Ist die Diagnose gestellt, schließt sich meist eine belastende Therapie mit ungewissem Ausgang an. Der Erfolg der Therapie hängt unter Umständen auch davon ab, wie gut die Patienten die Medikamente und Bestrahlungen ertragen können und wie gut sie mit ihren Ärzten kommunizieren.
Gerade bei Kindern und Jugendlichen sind die Heilungschancen groß. So können drei von vier jungen Patienten später ein beschwerdefreies Leben führen, wenn sie die Therapie trotz der schweren Nebenwirkung en durchhalten. Die Angst vor dem Tod sowie die körperlichen Belastungen können Patienten und Angehörige schwer traumatisieren, zu seelischen Erkrankungen führen und die Lebensqualität erheblich einschränken. Hilfsangebote für Patienten stehen im Vordergrund. Da vor allem junge Patienten Halt von den Angehörigen bekommen können, sich Eltern und Geschwister jedoch ebenfalls in einer Extremsituation befinden, wird auch diesen professionelle, vielfältige Hilfe angeboten.
Neben der medizinischen Versorgung im eigentlichen Sinn als Leistung der Krankenkassen wird auch eine begleitende psychosoziale Versorgung angeboten, in deren Rahmen auch die Kunsttherapie oder andere Kreativtherapien denkbar sind. Diese zielen nicht darauf ab, psychische Störungen zu behandeln, als vielmehr die emotionalen Ressourcen der Patienten und ihrer Angehörigen zu fördern. Der Deutsche Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie sieht den Zweck der Kunsttherapie darin, dass sie die „Fähigkeit des Menschen fördert, seine Umwelt unmittelbar über die Sinne wahrzunehmen und zu begreifen. Sie setzt an einem tiefen Grundbedürfnis des Menschen an, sich gestalterisch auszudrücken und mit sich und anderen in Kontakt zu treten.“ Durch Materialien und Medien der bildenden Kunst sollen innere Prozesse sichtbar gemacht werden. Im Falle der begleitenden Krebsbehandlung geht es konkret darum, dass die Patienten besser mit Schmerzen zurechtkommen, sich besser über ihre Krankheit und Gefühle austauschen sowie zwischenmenschliche Probleme, Angst und Schlafstörungen besser bewältigen können.
In der S3-Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten“ vom Januar 2014 heißt es: „Künstlerische Therapien (Kunsttherapie, Tanztherapie, Musiktherapie u.a.) können Menschen mit Krebserkrankung unabhängig vom Belastungsgrad angeboten werden." Die Experten empfehlen die Kunsttherapie also nicht explizit, raten aber auch nicht davon ab.
Eine Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige soll deren körperliche und seelische Belastungen, bedingt durch die Gesamtsituation und die Krebstherapie, erträglicher machen und deren psychosoziale Ressourcen stärken.
Eine Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige wäre nützlich, wenn sie die Lebensqualität verbessern, die eigentliche Krebstherapie unterstützen und psychischen Erkrankungen vorbeugen würde.
Zur Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige wurden eine Leitlinie und mehrere Übersichtsarbeiten gefunden, die insgesamt auf drei prinzipiell hochwertige Studien sowie fünf weniger hochwertige Studien zurückgreifen konnten. Ein grundsätzlicher Mangel der Studien besteht darin, dass die eingesetzten Methoden unterschiedlichen Konzepten folgten, die Sitzungen verschieden oft wiederholt wurden und es Gruppen- oder Einzelsitzungen gab. Teilweise wurde die Therapie innerhalb einer Studie individuell auf die Patienten abgestimmt. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Kunsttherapie nur unzureichend gegen eine entsprechende Scheinbehandlung getestet werden kann, so dass eine objektive Nutzenbewertung kaum möglich ist. Die ausgewerteten Studien unternahmen diesen Versuch auch gar nicht, sondern verglichen die Kunsttherapie gegen keine Therapie. Bei so einem Verfahren kann man jedoch nicht beurteilen, ob die teilweise beobachteten positiven Effekte tatsächlich auf die künstlerische Tätigkeit oder aber auf die bloße Zuwendung durch den Therapeuten oder andere Komponenten der Kunsttherapie zurückzuführen sind.
Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen, der tatsächlich auf die charakteristischen Merkmale der Kunsttherapie zurückgeht.
Eine Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige wäre schädlich, wenn sie unerwünschte Wirkung en hätte oder die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen würde.
Die gefundenen Studien gehen nicht auf mögliche Schäden ein. Ein direktes oder indirektes Schadenspotenzial ist auch nicht zu erkennen.
Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Schaden.
Eine Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige bewerten wir als „unklar“: Die aufgrund methodischer Mängel insgesamt wenig aussagekräftigen Studien geben weder Hinweise auf einen Nutzen noch auf einen Schaden.
Erstellt am:
16.01.2012
Letzte Aktualisierung:
12.05.2015
Bild: terrasprite/Thinkstock
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/kunsttherapie-bei-krebserkrankungen-fuer-betroffene-und-deren-angehoerige.html
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Erstellt am:
16.01.2012
Letzte Aktualisierung:
12.05.2015
Bild: terrasprite/Thinkstock
positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL deutlich schwerer als ihr Schaden
tendenziell positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL geringfügig schwerer als ihr Schaden
unklar: Unserer Ansicht nach sind Nutzen und Schaden der IGeL ausgewogen, oder wir finden keine ausreichenden Daten, um Nutzen und Schaden zu beurteilen
tendenziell negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL geringfügig schwerer als ihr Nutzen
negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL deutlich schwerer als ihr Nutzen