MRT zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz auch nach Aktualisierung mit „tendenziell negativ“ bewertet

IGeL-Monitor AKTUELL Essen, 15. Mai 2019

Bereits 2012 hatte das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors die MRT zur Alzheimer-Früherkennung mit „tendenziell negativ“ bewertet. Nun hat der IGeL-Monitor die Leistung erneut auf den Prüfstand gestellt. Doch auch die zwischenzeitlich veröffentlichten Studien ergeben keine Anhaltspunkte für einen Nutzen bei Menschen ohne Anzeichen einer Demenz.

Manche radiologische oder neurologische Praxen bieten Untersuchungen an, mit denen Vorboten einer Alzheimer-Demenz erkennbar sein sollen. Diese Untersuchungen, die etwa „Brain-Check“ genannt werden, enthalten meist die Magnetresonanztomographie (MRT) als bildgebendes Verfahren. Die MRT soll auf verdächtige Gehirnstrukturen hinweisen. Ziel der Untersuchung: Bei einem positiven Befund sollen Betroffene frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen können, um eine Demenz zu verhindern, oder deren Verlauf zumindest abzuschwächen.

Eine MRT ist unter Umständen Kassenleistung, wenn der dringende Verdacht auf eine Alzheimer-Demenz besteht. Doch solange jemand keine Beschwerden hat, muss die Untersuchung aus eigener Tasche als IGeL bezahlt werden. Sie kostet in der Regel zwischen 260 und 580 Euro.

Bereits 2012 hat das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors die MRT zur Alzheimer-Früherkennung mit „tendenziell negativ“ bewertet. Nun wurde die Studienlage erneut analysiert, um inzwischen veröffentlichte Studien berücksichtigen zu können. Nach wie vor wurden jedoch keine Studien zu der Frage gefunden, ob die MRT zur Alzheimer-Früherkennung sinnvoll ist. Auch zu der Frage, ob eine Alzheimer-Therapie zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine Symptome sichtbar sind, sinnvoll ist, fanden sich keine Studien. Insgesamt kann aus der Studienlage also nach wie vor kein Nutzen abgeleitet werden.

Auch zu möglichen Schäden fanden sich keine Studien . Zwar kommt die MRT-Untersuchung ohne schädliche Strahlen aus, aber indirekte Schäden sind möglich. So weiß man nicht, ob sich ein auffälliger MRT-Befund tatsächlich zu einer Demenz mit Symptomen weiter entwickeln würde. Wer sich also aufgrund eines auffälligen Befundes beunruhigt, wer sein weiteres Leben darauf ausrichtet, oder wer sogar eine Behandlung beginnt, tut dies oft unnötigerweise, weil er ohnehin nicht dement geworden wäre. Deshalb sehen wir Hinweise auf mögliche Schäden. Insgesamt bleibt die Bewertung folglich bei „tendenziell negativ“.

Die Alzheimer-Demenz ist die verbreitetste Form der Demenz. Sie betrifft etwa eine Million Menschen in Deutschland. Da die Alzheimer-Demenz vor allem ältere Menschen betrifft, und da die Menschen immer älter werden, werden auch immer mehr Menschen an Alzheimer erkranken. Eine zuverlässige Therapie und eine treffsichere Früherkennung wären deshalb sehr willkommen. Beides ist jedoch derzeit nicht gegeben.

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen. Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen. 

Bislang gab es folgende Bewertungen:

positiv   0
tendenziell positiv   3
unklar   20
tendenziell negativ   21
negativ   4
in Überarbeitung   1
durch neue Bewertung ersetzt   1

Vier weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.

Zur Bewertung der MRT zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz im IGeL-Monitor

Ihr Ansprechpartner

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr 
Tel.: 01577 6811061 
E-Mail: c.weymayr@igel-monitor.de