Professionelle Zahnreinigung mit „unklar“ bewertet

PRESSEMITTEILUNG Essen, 12. Oktober 2012

Nach der professionellen Zahnreinigung, kurz PZR, haben die Nutzerinnen und Nutzer des IGeL-Monitors bislang am häufigsten gefragt. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors findet in Studien weder Hinweise auf einen Nutzen noch auf einen Schaden.

Schöne, gesunde Zähne sind attraktiv. Dem verbreiteten Wunsch nach einem strahlenden Gebiss entsprechen Zahnärztinnen und Zahnärzten unter anderem mit der „Professionellen Zahnreinigung“, kurz PZR. Sie werben damit, dass eine vierteljährliche PZR das ganze Jahr über für „schöne, saubere, sexy Zähne“ sorgt, manche betonen sogar, dass der gesundheitliche Nutzen „erwiesen“ sei.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen einmal pro Jahr die Kosten für ein Entfernen des Zahnsteins, sowie für eine Untersuchung alle sechs Monate. Alles, was darüber hinaus geht, kann der Versicherte als „Individuelle Gesundheitsleistung“, kurz IGeL, auf eigene Rechnung erhalten – wobei zwar der Begriff „IGeL“ in der Zahnheilkunde unüblich ist, nicht aber diese Art von Leistungen. Wer also möchte, dass die Zahnärztin oder der Zahnarzt oder eine qualifizierte Person dem Zahnstein häufiger als einmal jährlich zu Leibe rückt, und wer obendrein möchte, dass auch die weichen Beläge, die so genannte Plaque, entfernt, die Zahnzwischenräume gereinigt und die Zähne fluoridiert werden, muss für die Kosten selbst aufkommen.

Seitdem der IGeL-Monitor im Januar diesen Jahres an den Start gegangen ist, haben sich tausende Nutzerinnen und Nutzer nach weiteren IGeL-Bewertungen erkundigt, am häufigsten nach der professionellen Zahnreinigung. Deshalb hat das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors die aktuelle Studienlage zur PZR bei Erwachsenen ohne Parodontitis (Entzündung des Halteapparates) gesichtet und hinsichtlich ihres medizinischen Nutzens ausgewertet.

Das Ergebnis: Es gibt keine aussagekräftigen Studien, die untersucht haben, ob die professionelle Zahnreinigung tatsächlich die Zahngesundheit positiv beeinflusst. Eine Studie , die das Thema zumindest berührt, lässt den Schluss zu, dass eine Anleitung zu richtiger Zahnpflege zu einem besser gepflegten Gebiss und selteneren Zahnfleischentzündungen führt. Die Probandinnen und Probanden, denen zusätzlich eine professionelle Zahnreinigung angeboten wurde, schnitten aber nicht besser ab. Über mögliche Schäden der professionellen Zahnreinigung gibt es wenige Erkenntnisse.

Da wir insgesamt weder Hinweise auf einen Nutzen noch auf Schaden sehen, bewerten wir die IGeL „Professionelle Zahnreinigung“ bei Erwachsenen ohne Parodontitis mit „unklar“.

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte wissenschaftlich fundierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „Professionelle Zahnreinigung“ ist die erste zahnmedizinische Leistung, die vom IGeL-Monitor bewertet wird. Von den bislang 27 besprochenen Leistungen wurden 23 bewertet:

  • „positiv“ 0
  • „tendenziell positiv“ 3
  • „unklar“ 8
  • „tendenziell negativ“ 8
  • „negativ“ 4

Zur Bewertung der professionellen Zahnreinigung im IGeL-Monitor

Pressekontakt:

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr
Tel.: 01577 6811061
presse@igel-monitor.de