PSA-Test weiter „tendenziell negativ“

Pressemitteilung des MDS Essen, 6. April 2017

Der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Kürzlich kam der Vorwurf auf, eine der großen Studien sei nicht aussagekräftig. Eine erneute Bewertung des PSA-Tests im IGeL-Monitor ergab jedoch kein neues Ergebnis.

Seit der Einführung des PSA-Tests vor rund 30 Jahren wird darüber diskutiert, ob der Test Männer davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben. Etwas jünger ist die Diskussion über Schäden, die als Folgen des Tests möglicherweise in Kauf genommen werden müssen. Die Krankenkassen bezahlen zur Früherkennung des Prostatakarzinoms bei Männern ab 45 Jahren ein jährliches Abtasten der Prostata, nicht aber den PSA-Test. Der IGeL-Monitor hat den PSA-Test bereits vor einigen Jahren bewertet. Ergebnis damals: „tendenziell negativ“. Jetzt wurde die Studienlage erneut gesichtet und ausgewertet. Die Kritik an einer großen US-amerikanischen Studie wurde dabei besonders berücksichtigt. Im Endergebnis schneidet der PSA-Test jedoch nach wie vor „tendenziell negativ“ ab. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IGeL-Monitors sahen Hinweise auf einen Nutzen und Belege für Schäden.

Der PSA-Test hat zwei Effekte: Einerseits wird vermutlich eine gewisse Anzahl von Männern vor dem Tode durch Prostatakrebs bewahrt. Andererseits werden aber sicher viele Männer unnötig zu Krebspatienten, die ohne den Test nie von ihrem Krebs erfahren hätten. Diese Männer werden nicht nur mit der erschreckenden Diagnose „Krebs“ konfrontiert, sondern sie müssen auch mit den Folgen von Operation, Bestrahlung und Hormontherapie leben. Etliche von ihnen werden impotent und inkontinent, obwohl man ihren Krebs gar nicht hätte behandeln müssen. In Zahlen: Wenn 1000 Männer im Alter von 55 bis 69 Jahren alle vier Jahre einen PSA-Test machen lassen, wird ein Mann nicht an Prostatakrebs sterben und etwa 30 Männer werden die Diagnose Prostatakrebs und die Folgen der Therapie erfahren, obwohl ihr Krebs nie auffällig geworden wäre.

Obwohl sich Nutzen und Schaden jeweils auf der Basis von Studien abschätzen lassen, wird die Abwägung, die zur IGeL-Monitor-Bewertung „tendenziell negativ“ führt, nach einem festen Schema getroffen, das individuelle Wertevorstellungen nicht berücksichtigt. Wer Nutzen und Schaden nach seinen eigenen Werten gewichtet, kann demnach auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Man sollte sich jedoch, bevor man den PSA-Test machen lässt, über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein und nicht darauf vertrauen, dass der Test schon nicht auffällig sein wird. Denn wenn er auffällig ist, wird man auf die neue Situation reagieren müssen.

Die Bewertung gilt für Männer, die einen PSA-Test machen lassen im Vergleich zu Männern, die nichts unternehmen. Sinnvoll wäre auch ein Vergleich des PSA-Tests mit dem Abtasten der Prostata, das als jährliche Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs für Männer ab 45 Jahren von den Kassen übernommen wird. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors fand jedoch keine Studien, die diese beiden Maßnahmen miteinander vergleichen.

Der PSA-Test ist eine der am häufigsten angebotenen IGeL. Er soll Prostatakrebs früh erkennen und durch eine rechtzeitige Behandlung den Tod durch Prostatakrebs verhindern helfen. Ein erfolgreicher Früherkennungstest wäre hochwillkommen, denn Prostatakrebs ist mit 14.000 Todesfällen nach Lungenkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache der Männer. Da Prostatakrebs vor allem ältere Männer betrifft und zudem langsam wächst, sterben jedoch viele Prostatakrebs-Patienten nicht an ihrem Krebs, sondern an etwas anderem.

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Inzwischen wurden 41 Leistungen im IGeL-Monitor bewertet. Bislang gab es folgende Bewertungen:

  • positiv 0
  • tendenziell positiv 3
  • unklar 15
  • tendenziell negativ 17
  • negativ 4
  • in Überarbeitung 2

Vier weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.

Zur Bewertung der IGeL „PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs“

Pressekontakt:

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr
Tel.: 01577 6811061
E-Mail: c.weymayr@igel-monitor.de