Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz „tendenziell positiv“

PRESSEMITTEILUNG DES MDS Essen, 29. September 2014

Wenn die Ferse anhaltend entzündet ist und schmerzt, kann eine Therapie mit heftigen Schallstößen Linderung bringen. Die Nebenwirkungen der Behandlung sind gering.

Andere Beschwerden, anderes Ergebnis – so könnte man die drei Bewertungen der Stoßwellentherapien auf den Punkt bringen, die inzwischen im Internetportal „IGeL-Monitor“ veröffentlicht wurden. Während die Stoßwellentherapie beim Tennisarm „tendenziell negativ“ abschnitt, wurde die Stoßwellentherapie bei der Kalkschulter mit „unklar“ bewertet. Nun liegt die dritte Bewertung vor, und erneut gelangt das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors zu einem anderen Ergebnis: Es bewertet die Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz mit und ohne Fersensporn mit „tendenziell positiv“.

Wie kann das sein? An den möglichen Schäden liegt es nicht, dass die Anwendungen bei den drei Beschwerden unterschiedlich abschneiden, denn die Nebenwirkungen des Verfahrens gehen unmittelbar auf die kurzen, heftigen Schallstöße zurück, die bei der Stoßwellentherapie erzeugt werden. Schäden treten unabhängig davon auf, welche Beschwerden mit Stoßwellentherapie behandelt werden. Der Grund für das unterschiedliche Abschneiden liegt vielmehr am Nutzen : Denn unsere Nutzenbewertung hängt primär davon ab, wie gut das Verfahren die jeweiligen Beschwerden lindern kann und wie gut dieser Nutzen belegt ist. Haben die Beschwerden jeweils andere Ursachen, kann auch der Nutzen unterschiedlich ausfallen. Und das ist bei drei Anwendungen der Stoßwellentherapie der Fall.

Besonders geeignet für eine Behandlung mit Schallstößen scheinen Fersenschmerzen zu sein. Fersenschmerzen entstehen dann, wenn der Fuß über längere Zeit stark belastet wird, und sich die Sehnen an der Fußsohle im Bereich der Ferse entzünden. Kein Wunder, dass solche Beschwerden relativ häufig auftreten: Auf dem Fuß lasten enorme Kräfte. Bei einem Menschen mit normalem Gewicht muss die Sehnenplatte unter dem Fuß schon beim einfachen Gehen mit jedem Schritt 200 bis 300 Kilogramm aushalten, beim Joggen sind es noch deutlich mehr. Durch Übergewicht, Tragen von Schuhen mit harten Absätzen, Sporttraining oder durch eine genetisch bedingte Verkürzung des Waden- oder Oberschenkelmuskels kann die Sehne dauerhaft überbelastet werden.

Die übliche Behandlung sieht vor, die Ferse zu entlasten, damit sich die Entzündung über Monate zurückbildet. Wenn die Schmerzen nicht besser werden, bieten Orthopäden auch eine Stoßwellentherapie an, bei der heftige Schallstöße die Heilung anregen sollen. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen Stoßwellentherapien nicht, außer für die Zertrümmerung von Nierensteinen. Als IGeL kostet die Behandlung in der Regel pro Sitzung zwischen 80 und mehreren hundert Euro und wird zwei- bis viermal wiederholt.

Dass die Umstände für die Stoßwellentherapie bei Fersenschmerzen offenbar besonders günstig sind, belegen die wissenschaftlichen Studien, die es in erfreulich hoher Qualität und ausreichender Anzahl gibt. Das relativ einheitliche Ergebnis: Werden Schallwellen mit hoher Energie eingesetzt, dann geht es etwa 50% der Behandelten nach einigen Wochen besser, das heißt, sie haben deutlich weniger Schmerzen. Werden andere Studien teilnehmende nur zum Schein behandelt, geht es etwa jedem vierten Patienten besser. Im direkten Vergleich gibt es also einen deutlichen positiven Effekt, der auf die Behandlung zurück geht. Nebenwirkungen wie Schmerzen, Schwellungen und Rötungen scheinen insgesamt gering zu sein und schnell wieder zu vergehen. Schwere Nebenwirkungen sind keine bekannt. Insgesamt sieht der IGeL-Monitor für die Stoßwellentherapie bei Fersenschmerzen also mehr Nutzen als Schaden und kommt so zu der Bewertung „tendenziell positiv“.

Zur Bewertung der Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz im IGeL-Monitor


Hintergrund:
Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte wissenschaftlich fundierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz“ ist die 35. Leistung, die im IGeL-Monitor bislang besprochen wurde, 31 Leistungen davon wurden auch bewertet:

  • „positiv“ 0
  • „tendenziell positiv“ 4
  • „unklar“ 12
  • „tendenziell negativ“ 11
  • „negativ“ 4


Pressekontakt:
IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr
Tel.: 01577 6811061
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