Immun-Apherese zur Behandlung von Long-/Post-COVID

Kann die Immun-Apherese bei längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion (Long-/Post-COVID) die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern?

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IGeL-Steckbrief
Fachgebiete Allgemeinmedizin , Innere Medizin
Anlass

Behandlung Long-/Post-COVID

Verfahren

Immun-Apherese

Kosten

zwischen 2.300 und 2.600 Euro pro Sitzung

Wir bewerten die Immun-Apherese zur Behandlung von längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion (Long-/Post-COVID) mit „unklar“.

Nach einer akuten COVID-19-Erkrankung können längerfristig anhaltende oder neue körperliche und psychische Beeinträchtigungen auftreten, die nicht anders erklärbar sind. Die Beschwerden belasten die Betroffenen oft stark, mindern ihre Lebensqualität und schränken ihren Alltag stark ein. Oft halten die Beschwerden über mehrere Wochen oder Monate an, unabhängig davon, ob die COVID-19-Erkrankung einen schweren oder milden Verlauf genommen hat oder es sich um eine unbemerkte Infektion handelte. Viele Betroffene berichten von Symptomen wie schnelle und schwerwiegende Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit, Husten oder einer Beeinträchtigung der Konzentrations- und Merkfähigkeit. Halten diese oder neu auftretende Beschwerden länger als vier Wochen nach Infektion an, spricht man von Long-COVID. Halten sie länger als 12 Wochen an, spricht man von Post-COVID.

Die genauen Gründe, wie Long- und Post-COVID entstehen, sind bisher nicht ausreichend geklärt. Auch über die Risikofaktoren, die ein Auftreten von Long-/Post-COVID begünstigen, gibt es bisher wenig gesichertes Wissen. Frauen scheinen insgesamt häufiger betroffen zu sein, ebenso wie Menschen, die einen schwereren Verlauf der akuten COVID-Erkrankung hatten.

Die Behandlung von Long- und Post-COVID erfolgt derzeit vor allem mit dem Ziel, die Symptome zu lindern. Spezifische Behandlungsmöglichkeiten sind bisher nicht bekannt. Daher werden aktuell zahlreiche Behandlungsansätze in klinischen Studien überprüft. Gleichzeitig werden diese und andere Verfahren aber auch schon in ärztlichen Praxen – zum Beispiel als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) – angeboten. Dazu gehören auch verschiedene Arten der Apherese, einschließlich der Immun-Apherese. Die Kosten pro Sitzung liegen zwischen 2.300 und 2.600 Euro, meistens werden mehrere Sitzungen angeboten.

Die Apherese (von griechisch: ἀφαιρέω = „wegnehmen“) wird umgangssprachlich auch als „Blutwäsche“ oder „Blutreinigung“ bezeichnet. Sie ist eine Methode zur Entfernung von Blutbestandteilen oder krankheitsverursachenden Stoffen (zum Beispiel Antikörper, Entzündungs­stoffe, Blutfette). Dieser Vorgang findet außerhalb des Körpers in einer speziellen Maschine statt. Es gibt verschiedene Apherese-Verfahren. Die Immun-Apherese oder Immunadsorption wird zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, bei denen sich sogenannte Autoantikörper gegen körpereigene Strukturen wie Organe und Zellen richten und zu Gesundheitsproblemen führen. Eigentlich werden Antikörper durch das Immunsystem gebildet, um Viren, Bakterien und Pilze abzuwehren. Im Falle von Autoimmunerkrankungen liegt eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems vor.

Die Immun-Apherese wird unter anderem zur Behandlung der schweren Multisystemerkrankung ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) eingesetzt, die ähnliche Beschwerden wie Long- oder Post-COVID auslösen kann. In der ambulanten Versorgung kann die Immunapherese nur für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis unter bestimmten Voraussetzungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erbracht werden.

Medizinische Fachgesellschaften raten bei Long-/Post-COVID von einer Behandlung mittels Immun-Apherese ab. Diese und andere noch nicht durch Studien überprüfte Verfahren sollten entsprechend der Leitlinie aktuell nur in Studien eingesetzt werden.

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors konnte in einer umfassenden Recherche keine Studie ermitteln, in der die Immun-Apherese bei Long-/Post-COVID angewendet wurde. Die Ergebnisse zweier laufender Studien werden ab dem Jahr 2024 erwartet. Es gibt unerwünschte Nebenwirkungen , die im Zusammenhang mit einer Apherese auftreten können. Diese sind jedoch selten und meist nicht schwerwiegend. Inwiefern sie bei einer Behandlung von Long-/Post-COVID auftreten, ist bisher nicht bekannt.

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Verfahren

Immun-Apherese

Kosten

zwischen 2.300 und 2.600 Euro pro Sitzung

IGeL

Die „Immun-Apherese zur Behandlung von längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion (Long-/Post-COVID)“ ist nur eine von aktuell vielen Therapien, die in diesem Bereich als IGeL angeboten werden.

Die IGeL wird auf verschiedenen Webseiten von Praxen beworben. Auch in der aktuellen Befragung des IGeL-Monitors (IGeL-Report 2023) gab es Patientinnen und Patienten, denen eine Apherese als IGeL angeboten wurde oder die selber danach gefragt haben.

Wie hoch die Kosten für eine Apherese-Behandlung sind, hängt von der Anzahl der Sitzungen und den Kosten für eine Einzelsitzung ab. Laut Berichterstattungen und nach eigenen Recherchen auf Praxis-Webseiten liegen die Kosten der Immun-Apherese bei Long-/Post-COVID zwischen 2.300 und 2.600 Euro pro Sitzung, häufig werden bis zu sieben Behandlungen angeboten, einige Praxen empfehlen auch mehr als sieben Termine.

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Gesundheitsproblem

Die ersten Fälle von COVID-19-Erkrankungen traten Ende 2019 auf und führten schnell zu einer weltweiten Ausbreitung. Die akute COVID-19-Erkrankung kann sich durch eine große Anzahl verschiedener Symptome äußern und neben den Atemwegen auch andere Organsysteme betreffen. Es gibt große Unterschiede im Schweregrad der Erkrankung. Manche Menschen spüren überhaupt keine Symptome, viele haben milde und mittelschwere Verläufe. Es gibt jedoch auch schwere und kritische Verläufe.

Nach der akuten COVID-19-Erkrankung können längerfristig anhaltende oder neue körperliche und psychische Beeinträchtigungen auftreten. Die Beschwerden belasten die Betroffenen oft stark, mindern ihre Lebensqualität und schränken ihren Alltag stark ein. Oft halten die Beschwerden über mehrere Wochen oder Monate an, unabhängig davon, ob die COVID-19-Erkrankung einen schweren oder milden Verlauf genommen hat oder es sich um eine unbemerkte Infektion handelte. Viele Betroffene berichten von Symptomen wie schnelle und schwerwiegende Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit, Husten oder eine Beeinträchtigung der Konzentrations- und Merkfähigkeit („Hirnnebel“). Des Weiteren werden Schlafstörungen, Kopf-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Geruchs- und Geschmacksstörungen und psychische Symptome wie Depressionen und Angsterkrankungen beobachtet. Diese Beschwerden können allein oder in Kombination auftreten, verschieden stark ausgeprägt sein und unterschiedlich lange andauern.

Solche Krankheitsverläufe sind schon seit Beginn der Pandemie bekannt und es wurden unterschiedliche Begriffe und uneinheitliche Definitionen verwendet. Mittlerweile ist die folgende Einteilung gebräuchlich, auch wenn weiterhin andere Bezeichnungen kursieren:

  • Long-COVID: Beschwerden/Krankheitssymptome, die länger als vier Wochen nach Infektion andauern oder neu bzw. erneut auftreten und nicht anders erklärbar sind.
  • Post-COVID:  Beschwerden/Krankheitssymptome, die länger als 12 Wochen nach Infektion andauern oder neu bzw. erneut auftreten und nicht anders erklärbar sind.

Entstehungsmechanismen und Risikofaktoren

Warum und wie Long- und Post-COVID entstehen, ist bisher nicht ausreichend geklärt. Man geht davon aus, dass eine Reihe von Vorgängen und Funktionsstörungen eine Rolle spielen. Dazu zählen zum Beispiel langanhaltende Entzündungen im Körper, eine Abwehrreaktion des Körpers auf eigene Zellen oder eigenes Gewebe (Autoimmunreaktion), Verbleiben von Virusbestandteilen im Körper, Aktivierung anderer Viren, krankhafte Aktivierung von Gerinnungswegen und Verschlüsse von kleinen Blutgefäßen.

Auch zu den Faktoren, die das Risiko für das Auftreten von Long-/Post-COVID erhöhen, gibt es bisher wenig gesichertes Wissen. Frauen scheinen insgesamt häufiger betroffen zu sein, ebenso wie Menschen, die einen schwereren Verlauf der akuten COVID-19-Erkrankung hatten. Raucherinnen und Raucher (einschließlich früherer Raucherinnen und Raucher) und Menschen mit Übergewicht/Adipositas sowie mit bestimmten chronischen und psychischen Vorerkrankungen scheinen ebenfalls ein höheres Risiko für Long-/Post-COVID zu haben. Welche Altersgruppe das höchste Risiko hat, ist unklar, da die Studien hier unterschiedliche Ergebnisse zeigen.

Häufigkeit der Erkrankung

Es gibt keine zuverlässigen Schätzungen, wie häufig längerfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion vorkommen. Zwar wurde diese Frage in vielen Studien untersucht, teilweise verwenden die Studien aber unterschiedliche Begrifflichkeiten und Definitionen für Long-/Post-COVID; und sie sind so unterschiedlich angelegt, dass sie wenig vergleichbar sind. Es mangelt insbesondere an Studien, die die Allgemeinbevölkerung gut abbilden. Da sich das Virus im Laufe der Zeit verändert hat und Impfstoffe entwickelt wurden, ist auch unklar, inwiefern Daten aus den ersten Erkrankungswellen überhaupt auf die aktuelle Situation übertragbar sind.

Diagnostik und Management von Long-/Post-COVID

Ob eine Long- oder Post-COVID-Erkrankung vorliegt, lässt sich bisher nicht sicher und eindeutig anhand bestimmter Untersuchungen diagnostizieren. Selbst bei unauffälligen Laborwerten kann eine Erkrankung nicht ausgeschlossen werden. Daher wird die Diagnose klinisch gestellt, wobei es wichtig ist, auch andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.

Die Behandlung vor allem von Post-COVID erfolgt derzeit symptomorientiert, unter anderem mit physiotherapeutischen, ergotherapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen. Evidenzbasierte , spezifi­sche Behandlungsmöglichkeiten sind bisher nicht bekannt.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat den gesetzlichen Auftrag erhalten, bis spätestens Ende 2023 in einer Richtlinie Regelungen für eine berufsgruppenübergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung für Versicherte mit Verdacht auf Long-COVID auszuarbeiten. Diese soll – so der Gesetzestext – „insbesondere eine interdisziplinäre und standardisierte Diagnostik und den zeitnahen Zugang zu multimodalen Therapieangeboten“ umfassen.

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Methode

Bisher fehlt es an spezifischen Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten mit Long-/Post-COVID. Gleichzeitig haben viele Betroffene einen hohen Leidensdruck. Deshalb werden derzeit zahlreiche medikamentöse Behandlungsansätze oder andere therapeutische Verfahren in klinischen Studien überprüft. Gleichzeitig werden diese und andere Verfahren aber außerhalb von Studien schon von ärztlichen Praxen angeboten – z. B. als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Dazu gehören auch verschiedene Apherese-Arten einschließlich der Immun-Apherese.

Die Apherese (von griechisch: ἀφαιρέω = „wegnehmen“) wird umgangssprachlich auch als „Blutwäsche“ oder „Blutreinigung“ bezeichnet. Sie ist eine Methode zur Entfernung von Blutbestandteilen oder krankheitsverursachenden Stoffen (z. B. Antikörper, Entzündungsstoffe, Blutfette). Dieser Vorgang findet außerhalb des Körpers in einer speziellen Maschine statt. Es gibt verschiedene Arten der Apherese.

Apheresen können nur bei ausgewählten Indikationen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erbracht werden. Für die Immun-Apheresen beschränkt sich das in der ambulanten Versorgung auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis unter bestimmten Voraussetzungen.

Immun-Apherese

Die Immun-Apherese, auch Immunadsorption genannt, ist eine Apherese-Methode zur Filtration bestimmter im Blutplasma gelöster Stoffe und wird zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, bei denen Autoantikörper Gesundheitsprobleme verursachen. Antikörper sind durch das Immunsystem gebildete Abwehrstoffe gegen Viren, Bakterien und Pilze. Im Falle von Autoimmunerkrankungen liegt eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems vor, indem sich Antikörper gegen körpereigene Strukturen, wie Organe und Zellen, richten.

Die Idee, diese Methode bei Long-/Post-COVID-Betroffenen einzusetzen, basiert auf der Annahme, dass durch die Entfernung bestimmter Antikörper eine Verbesserung der Symptome erreicht werden kann.

Für die Apherese werden Kanülen in zwei Armvenen der betroffenen Personen gelegt. Das aus der einen Armvene entnommene Blut durchläuft einen Filterprozess in der Apherese-Maschine. Zunächst wird das Blut in Blutzellen und Blutplasma getrennt. Aus dem Blutplasma werden dann durch den Einsatz eines speziellen Filters bestimmte Antikörper entfernt. Das so gefilterte Blut wird im Anschluss wieder mit den Blutzellen vermischt und in die Armvene der Patientin oder des Patienten zurückgeführt. Die Behandlung dauert etwa zwei bis drei Stunden.

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Empfehlungen anderer

Das Team des IGeL-Monitors fand bei seiner Suche zehn Leitlinien , die sich mit der Erkrankung Long-/Post-COVID befassen. In zwei der Leitlinien wird die Immun-Apherese erwähnt. In der aktuellen deutschen S1-Leitlinie zu Long-/Post-COVID wird von einer Immun-Apherese abgeraten. Diese, wie auch andere in Bezug auf die Behandlung von Long-/Post-COVID noch nicht durch Studien überprüfte Verfahren, sollten entsprechend der Leitlinie aktuell nur in Studien eingesetzt werden. Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie schreibt, dass bei Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit, verursacht durch das Post-COVID-Syndrom, die Durchführung einer therapeutischen Apherese in Abhängigkeit von Risiko und Nutzen erfolgen kann, wenn es Hinweise gibt, dass diese Beeinträchtigung nachweislich durch Autoantikörper ausgelöst wurde. Generell könne aber im Hinblick auf Long-COVID-Symptome keine Empfehlung zum Einsatz immuntherapeutischer Ansätze gegeben werden.

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Bewertung

Wirkung

Das Team des IGeL-Monitors ging der Frage nach, ob eine Behandlung mittels Immun-Apherese bei Patientinnen und Patienten mit längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion (Long-/Post-COVID) einen Nutzen hat oder ob Schäden auftreten können.

Methodische Vorgehensweise

Um diese Frage zu beantworten, suchte das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors in unterschiedlichen Datenbanken nach relevanten Studien und systematischen Übersichtsarbeiten . Es wurde auch in sogenannten Studienregistern gesucht, in denen insbesondere Studien aufgeführt sind, die noch nicht abgeschlossen sind bzw. zu denen es noch keine Ergebnisveröffentlichungen in Fachjournalen gibt.

Es konnte keine abgeschlossene Studie gefunden werden, die die Fragestellung der vorliegenden IGeL-Bewertung untersucht hat. Es konnten jedoch zwei laufende oder noch unveröffentlichte Studien ausfindig gemacht werden, deren Ergebnisse ab 2024 erwartet werden. Darin werden am Universitätsklinikum Mainz und an der Berliner Charité Personen mit Long-/Post-COVID einer Behandlung mit Immun-Apherese oder Placebo zugelost. Die Studien sollen untersuchen, ob sich die Symptome der Patientinnen und Patienten im Studienzeitraum verbessern.

Nutzen

Die Immun-Apherese zur Behandlung von Long- oder Post-COVID wäre nützlich, wenn sie zu einer Linderung der Symptome und/oder zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen führte.

Da wir keine Studien zu der Fragestellung ermitteln konnten, können wir keine Hinweise auf einen Nutzen feststellen.

Schaden

Die Immun-Apherese zur Behandlung von Long- oder Post-COVID wäre schädlich, wenn durch die Therapie relevante Nebenwirkungen aufträten.

Aber auch zu Nebenwirkungen und deren Häufigkeit können wir keine Aussage machen, weil es an entsprechenden Studien fehlt, die die Immun-Apherese bei Betroffenen mit Long-/Post-COVID angewendet haben.

Mögliche Komplikationen der Methode sind selten. So kann es zu Infektionen im Zusammenhang mit der Blutabnahme oder einer erhöhten Blutungsneigung aufgrund der Blutgerinnungshemmung kommen, möglich sind auch allergische Reaktionen oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems (z. B. Blutdruckschwankungen).

Vorhandene Daten zur Anwendung der Immun-Apherese bei anderen Erkrankungsbildern lassen sich nicht oder nur bedingt auf die Fragestellung der vorliegenden IGeL-Bewertung übertragen.

Insgesamt können wir daher keine Hinweise auf Schäden feststellen.

Fazit

Wir bewerten die Immun-Apherese zur Behandlung von längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen im Anschluss an eine SARS-CoV-2-Infektion (Long-/Post-COVID) mit „unklar“.

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors konnte in einer umfassenden Recherche keine Studie ermitteln, in der die Immun-Apherese bei Long-/Post-COVID angewendet wurde. Es gibt unerwünschte Nebenwirkungen , die im Zusammenhang mit einer Apherese auftreten können. Diese sind jedoch selten und meist nicht schwerwiegend. Inwiefern diese bei der Behandlung von Personen mit Long-/Post-COVID auftreten, ist bisher nicht bekannt.

In den Studien registern sind zwei derzeit laufende Studien vermerkt. Deren Ergebnisse könnten in naher Zukunft dazu beitragen, den möglichen Nutzen oder Schaden der Immun-Apherese zur Behandlung von Long-/Post-COVID besser zu bewerten.

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Merkblatt für das Praxisgespräch

Immun-Apherese zur Behandlung von Long-/Post-COVID

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Allgemeine Informationen zu dieser IGeL

  • Long-/Post-COVID: längerfristig anhaltende oder neue körperliche und psychische Beeinträchtigungen nach Infektion mit SARS-CoV-2-Virus.
  • Länger als 4 Wochen nach Infektion: Long-COVID, länger als 12 Wochen nach Infektion: Post-COVID.
  • Behandlung: symptomlindernd, physio-, ergotherapeutisch, rehabilitativ.
  • Apherese: umgangssprachlich „Blutwäsche“ oder „Blutreinigung“.
  • Blut wird aus Vene entnommen, in einer Maschine gefiltert, danach dem Körper wieder zugeführt.
  • Kosten: zwischen 2.300 und 2.600 Euro pro Sitzung, meist werden mehrere Sitzungen angeboten.
  • Leistung gesetzlicher Krankenkassen (GKV): unter bestimmten Voraussetzungen zur Behandlung von aktiver rheumatoider Arthritis.

Was sagt der IGeL-Monitor über den Nutzen ?

  • Keine Hinweise auf Nutzen.
  • Es konnten keine abgeschlossenen Studien gefunden werden, die untersuchen, ob die Immun-Apherese symptomlindernde Wirkung hat.
  • Es wurden zwei laufende Studien gefunden, die ab 2024 Ergebnisse zeigen sollen.

Was sagt der IgeL-Monitor über den Schaden ?

  • Keine Hinweise auf Schäden aufgrund fehlender Studien.
  • Risiko milder bis mittelschwerer Nebenwirkungen des Apherese-Verfahrens bekannt. Unklar, ob diese auf Long-/Post-COVID übertragen werden können.

Was meint der IGeL-Monitor?

  • Unsere Bewertung: „unklar“, da keine Hinweise auf Nutzen oder Schaden.
  • Keine abgeschlossenen Studien. Zwei laufende Studien sind abzuwarten.

Woher weiß der IGeL-Monitor das?

  • Analyse der internationalen Forschungsergebnisse durch das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors.
  • Keine Studiendaten zu der Fragestellung.
  • Detaillierte Informationen zur Analyse unter www.igel-monitor.de.

Was ist der IGeL-Monitor?

  • Der IGeL-Monitor analysiert Nutzen und Schaden von IGeL (auch „Selbstzahlerleistungen“), damit Versicherte sich informieren können.
  • Träger: Medizinischer Dienst Bund (KöR)

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