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Unsere Tipps für den Umgang mit IGeL-Angeboten.
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Kann die Ultraschall-Untersuchung Frauen davor bewahren, an Brustkrebs zu sterben?
Arztgruppe | Frauenheilkunde und Geburtshilfe |
---|---|
Bereich | Geschlechtsorgane der Frau |
Anlass | Früherkennung von Brustkrebs |
Verfahren | Ultraschall |
Kosten | In der Regel zwischen 26 und 60 Euro |
GKV-Leistung | Jährliches Abtasten der Brust und der Achselhöhlen sowie Anleiten zur Selbstuntersuchung der Brust ab dem 30. Lebensjahr, zweijährliche Untersuchung im Mammographie-Screening-Programm zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr. |
Wir bewerten die IGeL „Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung“ mit „unklar“. Diese Bewertung gilt für Frauen ab 40 Jahren, die kein erhöhtes Brustkrebs-Risiko haben.
Eine von acht Frauen bekommt in ihrem Leben Brustkrebs. Jede fünfte Frau, die an Brustkrebs erkrankt, stirbt daran. Im Jahr 2009 wurde deshalb flächendeckend in Deutschland das Mammographie-Screening eingeführt. Seitdem werden Frauen im Alter von 50 bis 69 jedes zweite Jahr zur Mammographie-Untersuchung eingeladen. Darüber hinaus werden zur Früherkennung auch die Magnetresonanztomographie (MRT, auch „Kernspin“) und der Ultraschall als IGeL angeboten. Der Ultraschall kostet pro Untersuchung in der Regel inklusive Beratung zwischen 26 und 60 Euro.
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) fordert, dass Ultraschall zur Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt werden soll, und zwar bereits ab einem Alter von 40 Jahren. Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors wollte wissen, ob der Ultraschall Frauen tatsächlich davor bewahren kann, an Brustkrebs zu sterben. Leider fanden sich keine Studie n, die diese Frage untersucht haben. Man weiß also nicht, ob die Ultraschall-Untersuchung einen Nutzen für die Frauen hat. Das gilt sowohl für den Fall, dass Frauen ihn zusätzlich zum Mammographie-Screening durchführen lassen, als auch für den Fall, dass sie ihn anstelle des Screenings durchführen lassen. Und welche Schäden sind möglich? Auch das wissen wir nicht. Jedes Verfahren zur Krebsfrüherkennung schlägt mitunter falschen Alarm und findet Tumore, die ohne Untersuchung nie aufgefallen wären. Solche Tumore werden behandelt, obwohl es nicht nötig wäre. Mit diesen Schäden müssen Frauen also rechnen, wenn sie sich per Ultraschall untersuchen lassen. Wir können aber nicht sagen, wie häufig so etwas vorkommt. Auch können wir nicht abschätzen, wie sich eine geringere Strahlendosis auswirkt, wenn Frauen einzelne Mammographie-Untersuchungen durch Ultraschall-Untersuchungen ersetzen. Deshalb sehen wir insgesamt keine Hinweise auf einen Nutzen und auch keine Hinweise auf einen Schaden .
Erstellt am:
20.03.2013
Letzte Aktualisierung:
18.06.2018
Bild: okrasyuk/Fotolia
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-der-brust-zur-krebsfrueherkennung.html
Arztgruppe | Frauenheilkunde und Geburtshilfe |
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Bereich | Geschlechtsorgane der Frau |
Anlass | Früherkennung von Brustkrebs |
Verfahren | Ultraschall |
Kosten | In der Regel zwischen 26 und 60 Euro |
GKV-Leistung | Jährliches Abtasten der Brust und der Achselhöhlen sowie Anleiten zur Selbstuntersuchung der Brust ab dem 30. Lebensjahr, zweijährliche Untersuchung im Mammographie-Screening-Programm zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr. |
Zur Früherkennung von Brustkrebs wurde in Deutschland im Jahr 2009 das Programm zum Mammographie-Screening eingeführt. Seitdem hat jede Frau zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie-Untersuchung im Screening-Programm. Außerdem kann jede Frau ab 30 ihre Brust bei der jährlich angebotenen frauenärztlichen Untersuchung abtasten und sich über die Selbstbeobachtung informieren lassen. Darüber hinaus kommen auch andere Verfahren zum Einsatz, um Brustkrebs früh zu erkennen, wie der Ultraschall und die Magnetresonanztomographie (MRT). Der Ultraschall ist zur Abklärung auffälliger Tast- oder Mammographie-Befunde Kassenleistung. Zur Früherkennung von Brustkrebs ist die Ultraschall-Untersuchung jedoch eine IGeL. Sie wird als strahlungsfreie und einfache Maßnahme beworben und entweder ergänzend zur Mammographie oder anstelle der Mammographie eingesetzt. „Ergänzend“ heißt, dass die Ultraschall-Untersuchung vor dem Alter von 50 Jahren, also vor dem Mammographie-Screening, oder im Alter von 50 bis 69 zusätzlich zum Mammographie-Screening, oder ab dem Alter von 69, also nach dem Mammographie-Screening, durchgeführt wird. Eine Ultraschall-Untersuchung kostet in der Regel zwischen 26 und 60 Euro.
Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Im Durchschnitt sind Frauen dann 64 Jahre alt, drei von zehn Frauen sind jünger als 55. Im Jahr 2014 wurde in Deutschland bei 70 000 Frauen Brustkrebs festgestellt. Eine von fünf Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde, stirbt daran. Brustkrebs ist bei Frauen die fünfthäufigste Todesursache.
Das Robert Koch-Institut nennt in seiner Publikation „Krebs in Deutschland“ folgende Risikofaktoren für Brustkrebs: eine frühe erste und späte letzte Regelblutung, Kinderlosigkeit, höheres Alter bei der ersten Geburt, Hormontherapie, Übergewicht und Bewegungsmangel nach den Wechseljahren, Alkohol, sehr dichtes Brustgewebe, bestimmte gutartige Veränderungen der Brust, überdurchschnittlich viele Brust- und Eierstockkrebs-Fälle in der Familie sowie eine Bestrahlung der Brust in jungen Jahren. Geringfügig erhöht wird das Risiko durch die „Pille“ und Rauchen. Ein besonders niedriges Risiko haben Frauen mit mehreren und frühen Geburten, nach denen sie ihr Baby stillten.
Ultraschall-Untersuchungen werden in der Medizin sehr häufig eingesetzt. Bei diesem sogenannten bildgebenden Verfahren können mit Hilfe von Ultraschallwellen Körperstrukturen wie Organe oder Blutgefäße sichtbar gemacht werden. Schallwellen werden ausgesendet und von den verschiedenen Geweben unterschiedlich stark reflektiert. Aus den zurückgesendeten Schallwellen wird nahezu in Echtzeit ein zweidimensionales Bild berechnet. Vorteile des Ultraschalls sind, dass er in der Regel schnell anwendbar ist und ohne Röntgenstrahlung funktioniert. Ultraschallwellen gelten zudem als risikoarm.
Ultraschall dient bei verschiedenen Beschwerden zu einer ersten schnellen Orientierung, als zusätzliche Diagnosemethode, zur räumlichen Kontrolle bei Gewebeentnahmen und zur Nachsorge.
Deutsche Fachgesellschaft en haben 2017 eine ärztliche Leitlinie der höchsten Qualitätsstufe zu Brustkrebs verabschiedet. Darin steht:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) forderte im Juni 2018, dass Ultraschall zur Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt werden soll, und zwar bereits ab einem Alter von 40 Jahren. Indem die DEGUM nur den möglichen Nutzen betont, mögliche Schäden durch Fehlalarm e und Überdiagnose n aber nicht berücksichtigt, geht sie mit ihrer Forderung weit über die Empfehlung der Leitlinie hinaus.
Zwei US-amerikanische Leitlinien geben keine Empfehlung zur Ultraschall-Untersuchung ab, das heißt, sie erwähnen Ultraschall entweder nicht oder sagen, dass sie aufgrund fehlender Daten weder zu- noch abraten können. Das gilt auch für Frauen mit dichter Brust.
Diese Bewertung gilt nur für Frauen ab 40 Jahren, die kein besonders erhöhtes Brustkrebsrisiko haben.
Der Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung wäre nützlich, wenn er verhindern würde, dass Frauen an Brustkrebs sterben.
Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors suchte in der Forschungsliteratur nach Übersichtsarbeiten, die folgender Frage nachgegangen sind: Kann eine Ultraschall-Untersuchung bei beschwerdefreien Frauen ohne besonders hohes Brustkrebsrisiko Todesfälle durch Brustkrebs verhindern? Es sollte dabei um Frauen ab 40 Jahren gehen, die den Ultraschall als Ergänzung oder als Alternative zu einem Mammographie-Screening bekamen. Die Suche ergab 5 Übersichtsarbeiten, die selbst jedoch keine entsprechenden Studien fanden.
Es gibt zwar Hinweise aus Studien an Frauen mit hoher Brustdichte, dass mehr Tumore gefunden werden, aber ob das Frauen vor dem Brustkrebstod bewahren kann, ist damit nicht geklärt.
Auch wurde eine aktuelle Einzelstudie aus Japan gefunden, die zwei Gruppen von Frauen verglich: die eine bekam Ultraschall und Mammographie, die andere nur Mammographie. Allerdings ging es bei der Studie nicht darum, ob dank Ultraschall weniger Frauen an Brustkrebs sterben. Zudem schloss die Studie nur Frauen zwischen 40 und 49 Jahren ein, sie wären also für das Mammographie-Programm in Deutschland zu jung gewesen. Beide Gründe führten dazu, dass die Ergebnisse der Studie nicht berücksichtigt wurden.
Insgesamt sehen wir deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen des Ultraschalls der Brust zur Krebsfrüherkennung. Das gilt für alle Frauen ab 40, unabhängig davon, ob sie am Mammographie-Programm teilnehmen oder nicht.
Der Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung wäre schädlich, wenn die Untersuchung direkt oder indirekt zu Gesundheitsschäden führen oder die Lebensqualität der Frauen beeinträchtigen würde.
Es wurden wie zum Nutzen auch zum Schaden keine Früherkennungs-Studien gefunden.
Dennoch lassen sich aus allgemeinen Überlegungen Rückschlüsse auf mögliche Schäden ziehen. Dabei muss man zwei Szenarien unterscheiden:
Insgesamt sehen wir keine überzeugenden Hinweise auf Schäden des Ultraschalls der Brust zur Krebsfrüherkennung. Das gilt für alle Frauen ab 40, unabhängig davon, ob sie am Mammographie-Programm teilnehmen oder nicht.
Wir bewerten die IGeL „Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung“ mit „unklar“. Diese Bewertung gilt für Frauen ab 40 Jahren, die kein besonders erhöhtes Brustkrebs-Risiko haben.
Die Studienlage ist sehr unbefriedigend, da es keine Screening-Studien zum Ultraschall der Brust gibt. Auch aus anderen Studien, die Frauen mit besonders dichtem Brustgeweben untersucht haben, erkennen wir keine Hinweise auf einen Nutzen. Direkte Schäden durch den Ultraschall sind nicht zu erwarten. Ersetzt der Ultraschall einige Mammographie-Untersuchungen, werden Frauen weniger Röntgenstrahlen ausgesetzt. Ob dies aber wirklich ins Gewicht fällt, ist unklar. Indirekte Schäden durch Überdiagnosen und Übertherapien sind grundsätzlich von Früherkennungsuntersuchungen zu erwarten, wir können sie aber nicht quantifizieren. Insgesamt sehen wir also auch keine Hinweise auf Schäden.
Erstellt am:
20.03.2013
Letzte Aktualisierung:
18.06.2018
Bild: okrasyuk/Fotolia
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-der-brust-zur-krebsfrueherkennung.html
Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung
MRT der Brust zur Krebsfrüherkennung
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Erstellt am:
20.03.2013
Letzte Aktualisierung:
18.06.2018
Bild: okrasyuk/Fotolia
positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL deutlich schwerer als ihr Schaden
tendenziell positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL geringfügig schwerer als ihr Schaden
unklar: Unserer Ansicht nach sind Nutzen und Schaden der IGeL ausgewogen, oder wir finden keine ausreichenden Daten, um Nutzen und Schaden zu beurteilen
tendenziell negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL geringfügig schwerer als ihr Nutzen
negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL deutlich schwerer als ihr Nutzen