IGeL-Monitor bewertet Ultraschall zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs mit „tendenziell negativ“ sowie Ultraschall zur Früherkennung von Eierstockkrebs weiterhin mit „negativ“

PRESSEMITTEILUNG DES MDS Essen, 18. November 2020

Das Team des IGeL-Monitors hat die Selbstzahlerleistung Ultraschall zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs erstmals bewertet. Die Bewertung des Ultraschalls der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung wurde aktualisiert. In Studien zu beiden Untersuchungen gab es mehr Hinweise auf Schäden als auf einen Nutzen für Patientinnen. Fachgesellschaften raten übereinstimmend davon ab, diese Untersuchungen als Screening anzuwenden. Dennoch werden die Untersuchungen häufig angeboten – auch jüngeren Frauen, die offensichtlich nicht zur Risikogruppe gehören. Gynäkologische Praxen handeln damit gegen die Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften.

Gebärmutterkörperkrebs und Eierstockkrebs sind Krebserkrankungen der inneren Geschlechtsorgane der Frau. Gynäkologische Praxen bieten ergänzend zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen Früherkennungsuntersuchungen per Ultraschall an – oft im Rahmen einer „gynäkologischen Krebsvor­sorge“, einer „großen Krebsvorsorge für die Frau“ oder eines „Sono-Checks“. Oft werden die Eierstöcke und der Gebärmutterkörper zusammen untersucht. Die Leistungen müssen als individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, von den Versicherten selbst bezahlt werden.

Das Team des IGeL-Monitors wollte wissen, ob durch eine Ultraschalluntersuchung die verschiedenen Krebserkrankungen des Gebärmutterkörpers bzw. Eierstockkrebs frühzeitig erkannt werden können und sich dadurch das Leben der Betroffenen verlängern oder ihre Lebensqualität verbessern lässt.

Bezogen auf den Gebärmutterkörperkrebs ließen sich weltweit keine Studien ausmachen, die zeigen, dass die Untersuchung den Betroffenen nützt. Zur Krebserkrankung der Eierstöcke fand das Team des IGeL-Monitors eine hochwertige aktuelle Übersichtsarbeit sowie Langzeitergebnisse einer der großen Screening -Studien zu diesem Thema, die belegen, dass sich bei der Gruppe der Frauen mit Ultraschall und der ohne Ultraschall die Sterblichkeit kaum unterscheidet.

Bei beiden Früherkennungsuntersuchungen kann es zu falsch positiven Ergebnissen kommen. So zeigen Studien, dass von 100 Frauen mit einem positiven Testergebnis nach einer Ultraschall-Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterkörperkrebs weniger als eine tatsächlich an Krebs erkrankt. Nach einer Ultraschall-Früherkennungsuntersuchung auf Eierstockkrebs werden bei 3 von 100 Frauen gesunde, nicht krebserkrankte Eierstöcke entfernt. Diese Folgen eines falsch positiven Untersuchungsergebnisses wertet das Team des IGeL-Monitors als Hinweise darauf, dass die Untersuchung den Frauen schadet.

Die medizinischen Fachgesellschaften Deutsche Krebsgesellschaft und Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Deutsche Krebshilfe raten von beiden Untersuchungen bei symptomfreien Frauen ohne familiäre Vorbelastung ab.

In den repräsentativen Versicherten-Befragungen für den IGeL-Report 2018 und den IGeL-Report 2020 wurden die Untersuchungen „Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung“ sowie „Ultraschall (transvaginal) des Bauchraums“ unter den TOP 5 der häufigsten IGeL genannt. Laut der Befragung von 2020 werden auch jüngeren Frauen Ultraschalluntersuchungen zur Krebsfrüherkennung angeboten, obwohl sie ein nur geringes Krankheitsrisiko haben.

Eine Stichproben-Recherche des IGeL-Monitors im August 2020 ergab, dass 47 von 50 gynäkologischen Praxen auf ihren Webseiten einen transvaginalen Ultraschall als Krebsfrüherkennung anbieten. Wenn Frauen Symptome haben, wie beispielsweise unnormale Blutungen, über­nehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Ultraschalluntersuchung, sonst ist sie eine IGeL.

Zur Bewertung der IGeL „Ultraschall zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs“

Zur Bewertung der IGeL „Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung“

Zu den IGeL-Reports

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen. Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „Ultraschall zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs“ ist die 53. Leistung, die der IGeL-Monitor bewertet hat. Bislang gab es folgende Bewertungen:

  • positiv  0
  • tendenziell positiv 3
  • unklar 20
  • tendenziell negativ 25
  • negativ 4
  • in Überarbeitung 1

Sechs weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.

Pressekontakt:

Andreas Lange
Freier Journalist
Redakteur IGeL-Monitor

Mobil: 0171 53 29 814
E-Mail: presse@igel-monitor.de