Lichttherapie bei Akne zeigt weder Nutzen noch Schaden

PRESSEMITTEILUNG DES MDS Essen, 21. Februar 2018

Fast jeder Mensch ist irgendwann in seinem Leben von Akne betroffen. Zur Therapie werden neben Kassenleistungen auch Leistungen angeboten, die man selbst zahlen muss, zum Beispiel die Lichttherapie. In einer aktuellen Analyse sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IGeL-Monitors für eine Therapie mit rotem und blauem Licht keine Hinweise auf einen zusätzlichen Nutzen oder Schaden. Die Bewertung lautet deshalb „unklar“.

Gerade in jungen Jahren sind Menschen häufig von Akne mit eitrigen Pusteln auf Gesicht und Körper betroffen. Kaum einer bleibt verschont, der Leidensdruck ist mitunter enorm. Als mögliche Abhilfe werden auch Lichttherapien als Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, angeboten. Eine Auswertung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur durch das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors hat nun ergeben, dass es keine ausreichenden Hinweise auf Vorteile oder Nachteile der Therapie mit rotem und blauem Licht im Vergleich zur Standardtherapie gibt. Da sich Nutzen und Schaden die Waage halten, lautet die Bewertung „unklar“.

Man spricht von leichter Akne, wenn die Haut überdurchschnittlich viele Mitesser hat, von mittelschwerer Akne, wenn außerdem gerötete Knötchen und eitrige Pusteln zu sehen sind, und schließlich von schwerer Akne, wenn die Haut mit entzündeten Knötchen und Pusteln übersät ist. Akne kann verschiedene Gründe haben: Die häufigste Ursache sind wahrscheinlich männliche Geschlechtshormone, die auch Mädchen während der Pubertät verstärkt produzieren. Weitere Ursachen könnten eine gesteigerte Talgproduktion und eine Besiedelung der Ausführungsgänge der Talgdrüsen mit Bakterien sowie eine Verhornungsstörung der Ausführungsgänge sein. Außerdem werden noch folgende Risikofaktoren diskutiert: erbliche Veranlagung, ethnische Zugehörigkeit, Ernährung, Sonnenlicht, Sozialstatus, Hygiene, Übergewicht und Rauchen.

Für eine Therapie der Akne gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft von 2010 „Behandlung der Akne“ empfiehlt in erster Linie Arzneien, die auf die Haut aufgetragen werden. In schwereren Fällen können bestimmte Arzneimittel auch eingenommen werden und so im gesamten Organismus wirken. Die Hautschäden können zusätzlich oder alternativ auch mit Peeling, Ausreinigen und mit Licht behandelt werden. Bei der Lichttherapie soll Blaulicht Eiterbakterien abtöten und Rotlicht die Durchblutung der Haut verbessern. Eine Lichttherapie-Sitzung kostet in der Regel zwischen 5,30 und 15 Euro. Meist werden acht Sitzungen über vier Wochen angeboten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IGeL-Monitors wollten wissen, welchen Nutzen und Schaden die Therapie mit rotem und blauem Licht bei Akne hat. Sie fanden dazu neun wissenschaftliche Studien . Die Studien untersuchten den Nutzen einer alleinigen Lichttherapie oder einer Lichttherapie zusätzlich zu einer Behandlung mit Gelen. Es zeigten sich vereinzelt leichte Vorteile der Lichttherapie. Dennoch wertet das wissenschaftliche Team dies nicht als Hinweis auf einen Nutzen. Der Grund: Man kann sich auf die Ergebnisse der Studien nicht wirklich verlassen. Es fehlen in den Studien zum Beispiel Angaben darüber, ob die Ärztinnen und Ärzte wussten, welche Studienteilnehmenden eine Lichttherapie bekamen und welche zur Kontrollgruppe ohne Lichttherapie gehörten. Man weiß also nicht, ob sie „verblindet“ waren. Das ist insofern wichtig, weil Ärztinnen und Ärzte, die wissen, dass Studienteilnehmende behandelt werden, eher geneigt sind, Erfolge der Behandlung zu sehen. Die Angaben zu den möglichen Schäden waren ebenso unzuverlässig. Insgesamt sieht das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors deshalb weder ausreichende Hinweise auf einen Nutzen noch auf einen Schaden.

Die Leitlinie der Fachgesellschaft kommt zu dem Schluss, dass man eine Lichttherapie immerhin erwägen könne. Allzu große Hoffnung sollten sich die Patientinnen und Patienten laut Leitlinie aber nicht machen: „Eine direkte Wirkung auf Komedonen (Mitesser) ist eher nicht zu erwarten. Schwerere Akne-Verläufe bessern sich nicht.“

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten "Selbstzahlerleistungen". Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) . Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „Lichttherapie bei Akne“ ist die 47. Leistung, die der IGeL-Monitor inzwischen bewertet hat. Bislang gab es folgende Bewertungen:

positiv   0
tendenziell positiv   3
unklar   19
tendenziell negativ   20
negativ   4
in Überarbeitung   1

Vier weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.

Zur Bewertung: Lichttherapie bei Akne 

Pressekontakt:

IGeL-Monitor
Dr. Christian Weymayr
Tel.: 01577 6811061
E-Mail: c.weymayr@igel-monitor.de