Tipps
Unsere Tipps für den Umgang mit IGeL-Angeboten.
weiterlesen
Datum der Bewertung: 11.01.2012
Die Bewertungen des IGeL-Monitors geben den Stand des Wissens wieder und werden regelmäßig aktualisiert. Versicherte finden hier aktuelle Bewertungen zu den am häufigsten angebotenen und relevantesten IGeL. Das Archiv enthält IGeL, die wir zu einem früheren Zeitpunkt bewertet haben, die wir aber nicht mehr auf Aktualisierungsbedarf prüfen.
Kann eine Bestimmung von Protein C dazu beitragen, das Thrombose-Risiko zu senken?
Fachgebiete | Allgemeinmedizin , Chirurgie/Gefäßchirurgie , Innere Medizin |
---|---|
Bereich | Herz und Blutgefäße |
Anlass | Vorsorge vor Thrombose |
Verfahren | Messung von Substanzen im Blut |
Kosten | Bestimmung der Protein-C-Aktivität zwischen 26 und 30 Euro, Thrombose-Check inkl. weiterer Laborparameter zwischen 120 und 250 Euro |
GKV-Leistung | Kompressionsstrümpfe und gerinnungshemmende Medikamente in Situationen mit erhöhtem Thromboserisiko (z. B. bei längerer Bettruhe); diverse Untersuchungen bei konkretem Thromboseverdacht; unter Umständen Bestimmung von Protein C bei bestimmten Gerinnungsstörungen |
Die vorsorgende Bestimmung der Protein-C-Aktivität als „Thrombose-Check“ bewerten wir als „tendenziell negativ“.
Gerinnt das Blut zu leicht, können Blutklümpchen oder Thrombosen eine tödliche Lungenembolie auslösen. Ob man dazu neigt, Blutklümpchen zu bilden, lässt sich unter anderem über die Protein-C-Aktivität bestimmen. Allerdings ist eine angeborene erhöhte Gerinnungsneigung nur einer von zahlreichen Risikofaktoren für das Auftreten von Thrombosen. Viel häufiger bestehen Gefahren in bestimmten Risikosituationen wie etwa bei längerer Bettruhe oder nach Operationen. Dann werden die erforderlichen Maßnahmen von der Kasse bezahlt. Die Kasse zahlt unter Umständen auch eine Protein-C-Bestimmung und andere Untersuchungen, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Thrombose oder eine angeborene Gerinnungsstörung besteht. In allen anderen Fällen ist die Protein C-Bestimmung eine IGeL.
Die insgesamt sehr schwache Datenlage lässt keine Hinweise auf einen Nutzen bei gesunden Menschen ohne zusätzliche Risikofaktoren erkennen. Auch die Datenlage zum Schaden ist schwach. Da Vorsorgeuntersuchungen durch falsche Befunde, unnötige Diagnosen und Therapien grundsätzlich immer zu Schäden führen können, gehen wir zumindest von Hinweisen auf einen geringen Schaden aus.
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: AndreyPopov/Thinkstock
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/protein-c-bestimmung-zur-einschaetzung-des-thrombose-risikos.html
Fachgebiete | Allgemeinmedizin , Chirurgie/Gefäßchirurgie , Innere Medizin |
---|---|
Bereich | Herz und Blutgefäße |
Anlass | Vorsorge vor Thrombose |
Verfahren | Messung von Substanzen im Blut |
Kosten | Bestimmung der Protein-C-Aktivität zwischen 26 und 30 Euro, Thrombose-Check inkl. weiterer Laborparameter zwischen 120 und 250 Euro |
GKV-Leistung | Kompressionsstrümpfe und gerinnungshemmende Medikamente in Situationen mit erhöhtem Thromboserisiko (z. B. bei längerer Bettruhe); diverse Untersuchungen bei konkretem Thromboseverdacht; unter Umständen Bestimmung von Protein C bei bestimmten Gerinnungsstörungen |
Die Bestimmung der Protein-C-Aktivität ist ein Laborverfahren, mit dem man abschätzen möchte, ob jemand dazu neigt, Blutgerinnsel in Blutgefäßen, sogenannten Thrombosen, zu bilden. Thrombosen sind gefährlich, weil ein losgelöstes Blutgerinnsel eine tödliche Lungenembolie auslösen kann. Protein C ist eine von vielen Substanzen, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Wenn man nach den Ursachen bestimmter Gerinnungsstörungen sucht, kann die Protein-C-Aktivitätsbestimmung eine Kassenleistung sein. Bei gesunden Menschen ist die Abklärung einer Thrombose-Neigung immer IGeL. Die Bestimmung der Protein-C-Aktivität kostet in der Regel zwischen 26 und 30 Euro, ein Thrombose-Check, bei dem noch weitere Laborparameter bestimmt werden, zwischen 120 und 250 Euro.
Setzt sich in einer tief liegenden Vene eines Beins ein Blutgerinnsel fest, spricht man von einer tiefen Venenthrombose. Oft bleibt sie unbemerkt. Das Bein kann aber auch schmerzen, druckempfindlich sein, sich erwärmen und sich verfärben. Wenn sich das Gerinnsel löst und mit dem Blutstrom über das Herz in ein Lungengefäß gelangt und dieses verstopft, spricht man von einer Lungenembolie, bei der Herz und Lunge versagen können. Man schätzt, dass jährlich 30.000 bis 40.000 Menschen in Deutschland an einer Lungenembolie sterben.
Eine Reihe von Risikofaktoren erhöht die Gefahr einer Thrombose. Man unterscheidet dabei sogenannte Basis-Risikofaktoren und Akut-Risikofaktoren. Als Basis-Risikofaktoren gelten neben der angeborenen Gerinnungsneigung zum Beispiel eigene oder familiäre Thrombosefälle, höheres Alter, eine Schwangerschaft und ein erheblich geschwächtes Herz. Unter Akut-Risikofaktoren versteht man vor allem Ruhezeiten nach Operationen, durch Gipsverbände und längere Bettruhe. Je nach Art und Anzahl der Risikofaktoren kann es sinnvoll sein, durch bestimmte Maßnahmen wie Bewegung, die Einnahme von Medikamenten wie Heparin oder auch dem Tragen von speziellen (Kompressions-)Strümpfen einer Thrombose vorzubeugen.
Eine erhöhte Gerinnungsneigung, auch mit einer Protein-C-Bestimmung, abzuklären, kann dann sinnvoll sein, wenn Thrombosen auftreten, obwohl zunächst keiner der bekannten Risikofaktoren erkennbar ist, oder wenn Blutgerinnsel bei jüngeren Menschen oder an ungewöhnlichen Stellen, wie den Armvenen, auftreten. Dann ist die Protein-C-Bestimmung Kassenleistung.
Eine Thrombose-Neigung (medizinisch: thrombophiler Hämostasedefekt oder Thrombophilie) liegt vor, wenn Substanzen, die eine Rolle bei der Blutgerinnung spielen, nicht in der richtigen Menge im Blut vorhanden oder nicht richtig aktiv sind. Zu diesen Substanzen gehört Protein C, das die Blutgerinnung hemmt. Das Gen für Protein C ist bei einem von 300 bis 500 Menschen mutiert. Bei ihnen gerinnt das Blut besonders leicht, was das Risiko, eine Thrombose zu bekommen, erhöht. Die Aktivität von Protein C lässt sich im Labor messen. Aus einer erniedrigten Protein-C-Aktivität wird auf ein erhöhtes Thromboserisiko geschlossen.
Die S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie“ von 2009 bezeichnet einen routinemäßigen Thrombophilie-Check für die Allgemeinbevölkerung als nicht sinnvoll.
Eine Protein-C-Bestimmung soll auf eine Gerinnungsneigung hinweisen. Auch wenn exakt ermittelt werden kann, ob der Protein-C-Wert über oder unter einem bestimmten Schwellenwert liegt, bedeutet dies nicht, dass alle Werte unterhalb des Schwellenwerts eine Thromboseneigung ausschließen und alle Werte über dem Schwellenwert zwingend auf eine Thromboseneigung schließen lassen. Es wird also immer eine gewisse Fehlerquote in beiden Richtungen geben.
Die Bestimmung der Protein-C-Aktivität als Vorsorgeuntersuchung wäre nützlich, wenn vor allem die Entstehung von Thrombosen und dadurch mögliche Lungenembolien verhindert werden könnten. Um die Lungenembolierate zu senken, müsste die Protein-C-Bestimmung ein Thromboserisiko vorhersagen können, und diese Vorhersage müsste zu Maßnahmen führen, die das Thromboserisiko und damit die Lungenembolierate senken.
Wenn der Arzt eine angeborene Thrombose-Neigung feststellt, würde ihn das alleine noch nicht veranlassen, etwas zu unternehmen. Ein Test, der keine Konsequenzen nach sich zieht, kann jedoch auch keinen Nutzen haben.
Es wurde keine Studie gefunden, die einen Nutzen der Protein-C-Bestimmung in der Normalbevölkerung oder bei Patienten, die bereits eine Thrombose hatten, untersucht.
Es gibt also keine Hinweise auf einen Nutzen der vorsorgenden Bestimmung der Protein-C-Aktivität.
Die Bestimmung der Protein-C-Aktivität wäre dann schädlich, wenn der Test selbst oder sich daraus ergebende Maßnahmen die Lebensqualität beeinträchtigen oder eine Gesundheitsgefahr darstellen würden.
Die direkten Schäden einer Blutabnahme sind zu vernachlässigen.
Vorsorgeuntersuchungen können durch falsche Befunde, unnötige Diagnosen, weiterführende Untersuchungen und Therapien grundsätzlich immer zu Schäden führen. Eine gefundene Übersichtsarbeit beschäftigt sich mit den psychischen Folgen eines auffälligen Testergebnisses. Die Arbeit findet lediglich Studien mit sehr geringer Aussagekraft, die vereinzelt von Beunruhigung und Ängsten der Patienten berichten.
Insgesamt gehen wir deshalb davon aus, dass es Hinweise auf einen geringen Schaden gibt.
Die vorsorgende Bestimmung der Protein-C-Aktivität bewerten wir als „tendenziell negativ“: Es wurden keine Studien zum Nutzen des Tests bei gesunden Menschen gefunden. Wir sehen deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen. Eine Übersichtsarbeit wertet schwache Studien zu psychischen Schäden aus und berichtet vereinzelt von Beunruhigung und Ängsten. Weitere Schäden können bei Vorsorgeuntersuchungen nicht ausgeschlossen werden. Wir sehen deshalb Hinweise auf einen geringen Schaden.
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: AndreyPopov/Thinkstock
https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/protein-c-bestimmung-zur-einschaetzung-des-thrombose-risikos.html
Download: Merkblatt herunterladen
219
KB | PDF-Dokument
Hinweis: Diese PDF ist nicht barrierefrei
Erstellt am:
Letzte Aktualisierung:
Bild: AndreyPopov/Thinkstock
Erklärung der Bewertung: positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL deutlich schwerer als ihr Schaden
Erklärung der Bewertung: tendenziell positiv: Unserer Ansicht nach wiegt der Nutzen der IGeL geringfügig schwerer als ihr Schaden
Erklärung der Bewertung: unklar: Unserer Ansicht nach sind Nutzen und Schaden der IGeL ausgewogen, oder wir finden keine ausreichenden Daten, um Nutzen und Schaden zu beurteilen
Erklärung der Bewertung: tendenziell negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL geringfügig schwerer als ihr Nutzen
Erklärung der Bewertung: negativ: Unserer Ansicht nach wiegt der Schaden der IGeL deutlich schwerer als ihr Nutzen
Erklärung der Bewertung:
Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite notwendige Cookies gesetzt. Mit Ihrer Zustimmung zu Statistik-Cookies helfen Sie uns, die Nutzung dieser Webseite zu analysieren und unser Angebot laufend zu verbessern. Dafür setzen wir Matomo ein, dass die erfassten Daten automatisch anonymisiert. Erfahren Sie mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
„GKV“ steht für die Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Gehalt eine bestimmte Obergrenze nicht überschreitet, müssen sich in ihr versichern
"Der „Ergebnisbericht“ findet sich ausschließlich in älteren Bewertungen.
Er dokumentiert unsere Recherche zu Wirksamkeit
beziehungsweise Treffsicherheit sowie zu Nutzen und Schaden einer IGeL.
In jüngeren Bewertungen sind Evidenzsynthese und Ergebnisbericht durch Evidenz kompakt und Evidenz ausführlich ersetzt.
"In älteren Bewerwertungen war die „Evidenzsynthese“ eine Zusammenfassung des Ergebnisberichts.
In jüngeren Bewertungen sind Evidenzsynthese und Ergebnisbericht durch Evidenz kompakt und Evidenz ausführlich ersetzt.
"„GKV“ steht für die Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren Gehalt eine bestimmte Obergrenze nicht überschreitet, müssen sich in ihr versichern
"Der „GKV-Spitzenverband“ ist die zentrale Interessenvertretung der
gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland.
"Der „GKV-Spitzenverband“ ist die zentrale Interessenvertretung der
gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland.
"Unter „Hinweisen“ auf einen Nutzen oder Schaden verstehen wir Erkenntnisse aus weniger guten Übersichtsarbeiten und Studien
oder uneinheitliche Erkenntnisse aus guten Übersichtsarbeiten und
Studien. Hinweise auf einen Schaden sehen wir auch ohne Studien bei
allen Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen sowie bei invasiven
Behandlungen. Sind die Erkenntnisse sicherer, sprechen wir von „Belegen“.
"Eine „Leitlinie“ ist eine unverbindliche Handlungsanweisung für Ärztinnen und Ärzte, zum Teil auch für Patientinnen und Patienten. Man unterscheidet je nach wissenschaftlichem Aufwand S1-, S2- und S3-Leitlinien. Das Erstellen von Leitlinien wird von den medizinischen Fachgesellschaften organisiert.
"MDS ist die Abkürzung für Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.. Der MDS ist die Vorgängerorganisation des Medizinischen Dienstes Bund. Er hat den IGeL-Monitor 2012 ins Leben gerufen und bis Januar 2022 betrieben.
"Mit „Nutzen“ ist gemeint, ob und wie sehr ein Test oder eine
Behandlungsmethode Patientinnen und Patienten nützt, indem etwa ihre Lebensqualität erhöht oder ihr Leben verlängert wird. Wir unterscheiden
„geringen“ und „erheblichen“ Nutzen, wobei sowohl Größe als auch
Häufigkeit des Nutzens berücksichtigt werden.
"Mit „Schaden“ ist gemeint, ob und wie sehr eine Untersuchung oder eine Behandlung Patientinnen und Patienten schadet, indem etwa ihre Lebensqualität verringert oder ihr Leben verkürzt wird. Wir unterscheiden „geringen“ und „erheblichen“ Schaden, wobei dabei sowohl Größe als auch Häufigkeit des Schadens berücksichtigt werden. Bei Vorsorge-, Früherkennungsuntersuchungen und invasiven Behandlungen gehen wir auch ohne Studien grundsätzlich von „Hinweisen auf einen geringen Schaden“ aus.
"Mit „Schaden“ ist gemeint, ob und wie sehr eine Untersuchung oder eine Behandlung Patientinnen und Patienten schadet, indem etwa ihre Lebensqualität verringert oder ihr Leben verkürzt wird. Wir unterscheiden „geringen“ und „erheblichen“ Schaden, wobei dabei sowohl Größe als auch Häufigkeit des Schadens berücksichtigt werden. Bei Vorsorge-, Früherkennungsuntersuchungen und invasiven Behandlungen gehen wir auch ohne Studien grundsätzlich von „Hinweisen auf einen geringen Schaden“ aus.
"Eine „Studie“ ist eine wissenschaftliche Untersuchung. Eine klinische Studie testet die Wirksamkeit von medizinischen Verfahren oder Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Studien durchlaufen verschiedene Phasen und und kommen in unterschiedlichen Qualitätsstufen vor. Die höchste Qualität und damit Aussagekraft wird einer Studie zugesprochen, bei der die Studienteilnehmenden zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden, von denen die eine mit dem Verfahren untersucht oder behandelt wird und die andere als Kontrolle dient. Diese Studien nennt man „randomisierte kontrollierte Studien„ oder kurz RCT.
"Eine „Studie“ ist eine wissenschaftliche Untersuchung. Eine klinische Studie testet die Wirksamkeit von medizinischen Verfahren oder Medikamenten an Patientinnen und Patienten. Studien durchlaufen verschiedene Phasen und und kommen in unterschiedlichen Qualitätsstufen vor. Die höchste Qualität und damit Aussagekraft wird einer Studie zugesprochen, bei der die Studienteilnehmenden zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden, von denen die eine mit dem Verfahren untersucht oder behandelt wird und die andere als Kontrolle dient. Diese Studien nennt man „randomisierte kontrollierte Studien„ oder kurz RCT.
"Eine „Übersichtsarbeit“ wird auch als „Review“ bezeichnet. Unterschieden werden unsystematische Reviews, die mehrere Originalartikel meist über klinische Studien zitieren, und systematische Reviews, die transparent darlegen, wie sie Artikel gesucht haben und wie sie die einzelnen Artikel bewerten. Systematische Reviews können sehr hilfreich sein, weil sie den bestmöglichen Überblick über die Studienlage geben.
"